
Aktuell bin ich kurz hinter Kelheim an der Donau. Aber wie bin ich eigentlich hier her gekommen?
Nachdem ich mich nach meinem letzten Bericht ordentlich ausgeschlafen habe, ging es weiter den Neckar entlang. Der Radweg verläuft durch wirklich schöne Gegenden und was auffällig ist, die Menschen sind ungewohnt freundlich. Bin ich wirklich noch in Deutschland? Wenn ich am Wegesrand stehe um einen Blick in die Karte zu werfen, ist schnell jemand da, der seine Hilfe anbietet. Sogar Autofahrer halten und fragen. Ich kenne eigentlich immer nur wildes Gehupe und Beschimpfungen, warum ich denn grad da halten muss. Auch die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit gestaltet sich hier meist sehr problemlos. Beispielsweise bin ich einen Abend dem Radweg folgend über einen Hof geführt worden, wo mehrere größere Hallen standen. Sah ganz brauchbar für eine Übernachtung aus. Ich frage also mal nach, ob ich nicht in einer der Hallen mein Lager aufschlagen darf. Der Typ schaut mich an, als wenn er mich nicht richtig verstehen würde. Bei näherer Betrachtung sicher auch wieder ein Indiz dafür, dass ich nicht mehr in Deutschland sein kann. Kurz gesagt, ich hätte in den Hallen übernachten können, aber er hat mir lieber einen Schlafplatz bei einem benachbarten Haus organisiert. Dort konnte ich in einem mit uralten Möbeln eingerichteten Raum auf einer Matratze mein Lager aufschlagen und dann am extra für mich gefeuerten Kamin platznehmen und den Abend ausklingen lassen. Perfekt!
Die letzten Kilometer am Neckar gestalten sich äußerst schwierig. Es geht permanent aufwärts und die Beschilderung gleicht einem Lückentext. Klar damit bin ich auch schon zu Schulzeiten klargekommen, aber hier hat eine falsche Entscheidung direkte schmerzliche Bestrafung zur Folge. Das soll heißen, man fährt sinnloserweise Hügel rauf. Von der Quelle des Neckar bis zur Quelle der Donau sind es ca. 15 Kilometer, die es jedoch in sich haben. Ordentlich Höhenmeter stellen sich zwischen die zwei Quellen.
Dann geht es los, die Donauquelle befindet sich im Schlosspark von Donaueschingen. Mein Eindruck: Das soll alles sein? mächtig wenig Wasser, dafür dass es einen Fluss für 2800 Km speisen soll. Diese Distanz wird einem an der Quelle auch direkt unter die Nase gerieben. So da siehst du was du noch alles vor dir hast. Die Statue über der Quelle weist der Donau den Weg Richtung Meer. Auch ich entscheide mich dazu diesem Fingerzeig zu folgen. Der Weg folgt dem Fluss durch einen traumhaft schönes Gebiet unseres Landes. Das sollte man gesehen haben! Mich auf die Schönheit der Natur zu konzentrieren fällt mir etwas schwer, da es permanent auf und ab geht, was vorstellbarerweise recht anstrengend ist. Aber für Abkühlung hat die Natur gesorgt, es gibt ein paar Schneeschauer und in den Morgenstunden lauschige -4°.
So radel ich also Stück für Stück der Heimat davon. Gestern Abend dann beginnt so etwas wie eine "Glückssträhne" ich hoffe sie endet bald. Alles geht damit los, dass mir nach sechs pannenfreien Tagen mal wieder eine Speiche den Dienst verweigert. Inzwischen etwas geübter, ist der Austausch jetzt aber schon innerhalb von 20 Minuten vollzogen. Zur Belohnung darf ich dann auf einem Reiterhof im Gartenhaus nächtigen. Heute dann die Fortsetzung. nach 20 Km ist mal wieder der Hinterreifen platt. Also wieder die bekannte Leier, Gepäck runter und Schlauch tauschen, dann eine Tankstelle suchen. Erstaunlich wie viele Ingolstädter nicht wissen, wo die nächste Tankstelle in ihrer Stadt ist. Ich hoffe sie wissen besser wie man Autos baut. Nach einer halben Stunde der Weiterfahrt verweigert der neue Schlauch auch schon seinen Dienst. Ich fange an, an meinem Verstand zu zweifeln. Ich hatte extra gewissenhaft den Mantel nach spitzen Gegenständen abgesucht. Also, ja richtig, wieder alles runter vom Rad.
Irgendwann war es mir dann doch vergönnt noch ein paar Kilometer zu fahren. Besonders gefreut habe ich mich auf das Kloster Weltenburg. Ein wirklich schöner Gebäudekomplex direkt am Donaubruch gelegen. Als ich dann dort ankomme, sieht das Kloster aus wie ein Opfer von Christos Verpackungskunstwerken. Eigentlich ist nicht viel zu sehen, außer ein riesiger Haufen Plastikfolie. Das hat sich gelohnt! Dann aber wenigstens den Donaubruch und die tolle Schluchtenlandschaft bestaunen und das Gute daran, man kann das bequem von einer Fähre aus tun, die einen die 5 Kilometer nach Kehlheim bringt. So die Theorie, in der Praxis fährt das Teilchen erst ab April. Da ich so lang nicht warten wollte nehme ich dann doch den durch den Wald ausgeschilderten Radweg. Das Ganze ist super anstrengend und wird noch zusätzlich durch unglaublich matschigen Boden mit tiefen Reifenspuren von Tracktoren erschwert. Wie es sich für einen anständigen Glückstag gehört, verliere ich in einem Anstieg den Halt und lande samt meines voll beladenen Fahrrades im tiefen Schlamm. Ihr glaubt nicht, wie blöd die Leute gucken, wenn man dann anschließend an der nächsten Tankstelle mit so einem Fensterwischer sich und seine Sachen vom Schlamm befreit.
So es reicht eigentlich, ab morgen dürfte es dann gern auch mal wieder etwas reibungsloser laufen.
Bis die Tage
Wem der Text gefallen hat, der kann sich hier für meinen Newsletter anmelden und bekommt fortan bei der Veröffentlichung neuer Artikel einen Hinweis. Keine Angst, es gibt keine anderweitige Werbung und auch keinen Weiterverkauf der Daten. Ein Abmelden ist auch jederzeit wieder möglich.
Kommentar schreiben