Rumänien zum Anfassen

Nach der Nacht im Schlafsack, so schön sie auch war, habe ich mir mal wieder ein Hostel  gesucht. Wer sucht findet auch meist etwas. Ich bin in einer schönen Weinbauregion in Kroatien fündig geworden. Nein, ich musste nicht erst bis dahin fahren, sondern das Örtchen lag ohnehin auf meinem weg. Das Hostel war super, ein altes Kino, das umgebaut wurde. Im noch vorhandenen Kinosaal war an dem Tag Disco angesagt. Scheint eine ordentliche sause gewesen zu sein, demnach zu urteilen, wie es da am nächsten Tag aussah.  Ich will mich da mal nicht in Details verlieren. Ich war mal wieder der einzige reguläre Übernachtungsgast in der ganzen Hütte. Nach erfolgreicher Beendigung meiner diversen Schlafphasen, habe ich mir meine Tasche geschnappt und mich zum Frühstück in das im Haus befindliche Restaurant gesetzt. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Ich hatte mich für 8 Uhr mit dem Besitzer verabredet um meine Rechnung zu bezahlen und dann aufzubrechen. Der Typ kreuzte aber bis fast halb 9 nicht auffindbar. Dafür eine in Gedanken versunkene Putzfrau, die sich unglaublich erschreckt hat, weil sie nicht damit gerechnet hat, dass jemand im Restaurant sitzt. Gut die Rechnung war immer noch nicht bezahlt. Was tun? Einfach abhauen? Ne, das wollte ich nun auch nicht. Also irre ich mal etwas durch das Haus. Was ist das? Das klingt nach einem lauten Schnarchen aus dem Kinosaal. Da bin ich dann mal rein. Ein Lichtschalter war nicht aufzufinden, daher habe ich dann mal mein Telefon zur Hilfe genommen. Da lag er, meine Verabredung hatte einen über den Durst genommen und lag zusammengerollt auf so einer halbrunden Sitzecke. Sah nicht sehr gemütlich aus, aber da hat er wohl bei dem Restalkohol den er noch im Blut hatte nicht viel von gemerkt. Auch er hat sich gehörig erschreckt. Aber ich konnte nun endlich weiter.

Die Bilder von der Tour de France kennt jeder, wo die Zuschauer Spalier stehen und die Radfahrer anfeuern. Hier ist es ähnlich, nur das die Zuschauer teilweise durch die streunenden Hunde ersetzt wurden. Unglaublich wie viele das sind. Teileweise sind diese Tiere richtig aggressiv und rennen einem eine ganze Zeit knurrend und bellend hinterher. Das ist besonders toll, wenn man bedenkt wie offenherzig die kleinen Krankheiten aufnehmen. Aber ich bin nicht der einzige für den sich diese Biester interessieren. Sie verfahren recht ähnlich mit vorbeifahrenden Kutschen, Autos und LKWs. Entsprechend viele liegen am Straßenrand oder mitten auf der Straße und haben das Bellen eingestellt. Ohne mich da jetzt weiter in Details verlieren zu wollen, möchte ich behaupten inzwischen jedes Organ dieser Tiere mal gesehen zu haben.

Ein weiteres Abenteuer ist das Essen hier. Lange habe ich die deutschsprachigen Gefilde hinter mir gelassen und jemanden zu finden, der Englisch spricht, kommt auch der Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleich. Essen muss ich wohl trotzdem und so lasse ich mich jeden Mittag wieder auf ein Experiment ein. Karten mit den angebotenen Speisen gibt es oft  nicht, den Rest verstehe ich nicht, also lasse ich mein Gegenüber entscheiden, was die Küche grad so zu bieten hat. Zusammenfassend halte ich fest, ich habe bisher immer essbare Dinge bekommen, der Sättigungsgrad nach Einnahme und das Genussempfinden variierten jedoch mit einer hohen Volatilität. Ich hoffe nur, dass die Speisen nichts mit dem vorherigen Absatz zu tun haben.

Der Hunger nach der heutigen Tour trieb mich dazu noch etwas essen zu gehen, zumal das Mittagessen sehr dürftig ausgefallen ist. Einem Geistesblitz folgend bin ich in eine Pizzeria, die sich in einem drei Sterne Hotel befindet gegangen. Da wird man wohl eine Karte und englischsprachiges Personal antreffen. Die Hoffnung mit der Karte hat sich erfüllt, nur das mit dem Sprechen hat noch nicht so ganz funktioniert. Also eigentlich hatte ich schon gedacht, dass die Kellnerin stumm sei, bis ihr Handy, das lag am anderen Ende des Raumes, extrem laut klingelte. Gut, das könnte ja die Gäste stören, also rennt sie quer durch den Raum um ans Telefon zu gehen. Ah sieh an, da kommen doch Worte aus dem Mund. Für alle die es noch nicht glauben konnten, wurde das Spektakel wiederholt. Gut, eventuell sollte ich erwähnen, dass auch nur ein Gast im Restaurant war. Wenn das Telefon nicht klingeln will und der Gast mit seiner Pizza beschäftigt ist, was macht man denn dann? Das Geräusch der Aktivität kam mir schon bekannt vor, aber in einem Restaurant? Der in der Fahrschule eingeübte Schulterblick bringt die Erhellende Antwort. Die Tante sitzt tatsächlich 5 Tische weiter und bearbeitet ihren Fingernagel mit einem Nagelknipser.  So viel steht fest, das Essen war gut und ich habe selten allein beim Essen so viel gelacht wie vorhin.

Neben diesen Erlebnissen lasse ich natürlich weiter die schöne Landschaft und unter Anderem die Stadt Belgrad auf mich wirken. Beides ist sehr schön und ich sammle viele tolle Impressionen und versuche diese wie gewohnt, unter Zuhilfenahme der mitgeführten Linsensammlung und der zugehörigen elektronischen Gerätschaften, zu konservieren. Eine kleine Auswahl stelle ich Euch wie gewohnt in der Fotogalerie zur Verfügung.

Viele Grüße aus 3000 Radkilometer Entfernung


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