Footsteps in Asia

Die ersten Tage in Asien sind regelrecht verflogen. Hong Kong ist eine tolle Stadt, die in weiten Teilen an New York erinnert. Einziger Unterschied ist, dass die Leuchtreklamen von seltsamen unleserlichen Symbolen übersäht sind und ich eine Derartige Luftfeuchtigkeit und Wärme in New York bisher nicht erlebt habe. Das den Chinesen nachgesagte Lächeln ist in Hong Kong längst dem Stress und dem Kapitalismus gewichen. Die Firmen liefern sich nicht nur einen Wettbewerb hinsichtlich der Gewinnmaximierung, sondern auch hinsichtlich des Erscheinungsbildes ihrer Repräsentanzen in der Stadt. Jedes neue Gebäude muss noch spektakulärer und höher sein als das des Nachbarn. Die Skyline der Stadt ist sehr beeindruckend und die den Hochhäusern über die Schultern schauenden Berge untermalen das Platzproblem, das diese Stadt bei der Expansion hat.

Dass dich Chinesen inzwischen nicht mehr wissen, was sie mit ihrem Geld anfangen sollen, verdeutlicht Macau, das Las Vegas des Ostens. Ähnlich wie der inzwischen kleine Bruder aus den USA reihen sich hier die Hotels mit Casinos aneinander. Was in Las Vegas ordentlich am Strip aufgereiht ist, verteilt sich in Macau wie Windpocken über die ganze Stadt. Hier kommt es den Casinobetreibern darauf an, den Weg zum nächsten Casino so schwierig wie möglich zu gestalten um die Geldgeschwängerten Läuse möglichst lange melken zu können. Beispielsweise mussten ich und meine Begleiter um vom Hotel Grand Lisboa zum Wynn zu kommen eine 6 Spurige Straße überwinden. In der Mitte befindet sich eine Bepflanzung, die ohne Machete und Bergsteigerausrüstung, wegen einer Mauer, nicht zu überwinden war. Der einzige Weg führte unter der Straße durch ein schier unendliches Gewirr aus Parkhäusern und Gängen. Die Straßenquerung hat uns fast eine halbe Stunde gekostet. Insgesamt erscheint die Stadt wie eine riesige Kopie von LasVegas, so wie hier fast alles kopiert wird. Nur eines istz nicht kopierbar, Flair, das Fehlt in Macau fast gänzlich. Dafür, dass der Stadtstaat bis 1999 Portugiesische Kolonie war, sprachen dort erstaunlich wenige Menschen Portugiesisch. Ich wurde auf meiner Erkundungstour von einem Brasilianer begleitet, der verzweifelt versuchte einen Sprachgenossen zu finden. Es war fast unmöglich.

Ich habe glaube ich in meinem Leben selten so wenig geschlafen wie hier. Es waren selten mehr als 3-4 Stunden. Daher habe ich mich dazu entschlossen den letzten Tag in Hong Kong nur zu entspannen. Ausschlafen bis 11 kurz in die Stadt was essen und dann gemütlich wieder zurück ins Hostel. Dort habe ich dann wie auch in den Tagen zuvor eine Menge netter und interessanter Menschen getroffen. Meinem Plan früh schlafen zu gehen, stellte sich die verlockende Idee entgegen, noch auf ein Bier in die Stadt zu gehen. Unglaublich was hier abends auf den Straßen los.

Nach 5 Tagen auf der steinharten Matratze im Hostel in Hong Kong geht es weiter. Das Ziel ist Hanoi, der Weg ein Abenteuer, da ich mich dazu entschlossen habe, die Strecke mit dem Zug zurückzulegen. Nach 2,5 Stunden Schlaf und einem typisch Chinesischen Frühstück geht es los. Zuerst mit dem Zug nach Guangzhou. Dort angekommen musste ich vom Ostbahnhof zum Hauptbahnhof. Mein sich auf dieser Tour entwickelndes Preisbewusstsein, machte es unmöglich dem Taxifahrer 15 € für die Fahrt zu geben. Ich entschloss mich zu der 0,5 € Variante mit der U-Bahn. Chinesische Großstädte gleichen einem riesen Organismus. Überall sind Menschen wie rote Blutkörper und das Massentransportsystem operiert im minutentackt um die roten Blutkörper durch den Organismus zu pumpen. Egoismus und Rücksichtslosigkeit geben den Takt an. Jeder will der Erste sein und ankommenden Fahrgäste zuerst aussteigen zu lassen, wird bei der Verfolgung der eigenen Interessen gern vergessen. Am Hauptbahnhof angekommen erfahre ich, dass im Schlafwagen des Zuges kein Platz mehr frei ist und ich einen gemütlichen Platz im Sitzwagen bekomme. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das Bett in Hong Kong doch noch vermissen würde. Der Sitz war wie eine Parkbank, mit so vielen Querstreben, dass für jeden Wirbel eine da war um auch das Maximum an Unwohlsein beim darauf schlafen zu produzieren. Es war unglaublich laut im Abteil und ein in monotoner Weise quäkender Chinese führte Zahnbürsten vor, die er verkaufen wollte. Unglaublich, das ein derartiges Relikt der Neuzeitlichen Urbanisierungsbewegung die halbe Nacht in Zügen beworben wird. Der Erholungsfaktor dieser Fahrt dürfte sich jedem erschließen. Ich hatte schon überleg alle Zahnbürsten zu kaufen um endlich meine Ruhe zu haben. Den Tag in Guangzhou habe ich mit einem kurzen Marsch durch die Bahnhofsgegend und Schlafen auf dem Bahnhofsvorplatz verbracht. Schnell wurde ich den Kreis der dort lebenden Menschen aufgenommen und bin gespannt ab ich jetzt auch zu Ehemaligentreffen eingeladen werde. Die Nächste Nacht war dann wieder sehr ereignisreich. Um halb 11 wurden wir alle von Chinesischen Grenzbeamten geweckt und mit unserem Gepäck aus dem Zug manövriert. Ein etwas seltsames Unterfangen wenn man im Halbschlaf ist. Nachdem sie sich davon überzeugt hatten, dass wir keine Tiere und Pflanzen aus China in die Nachbarländer schleppen, die den Weg nicht mehr selber schaffen würden, ging es wieder in den Zug. Eine Stunde Später wiederholte sich der Vorgang in ähnlicher Weise. Alle mussten den Zug verlassen, dieses Mal durfte das Gepäck im Zug bleiben und jeder musste seinen Pass abgeben. Dieser wurde dann gemäß Henry Ford in Fließbandarbeiter Manier gestempelt und jedem nach persönlichem Aufruf, oder wie auch immer man das bei meinem Namen nennen soll, wieder zurückgegeben. Um 5 Uhr morgens ist es dann geschafft, Gia Lam Station Hanoi. Am Hostel angekommen klopfen ich und eine Andere Deutsche aus dem Zug die Betreiber aus Ihrer Schlafgelegenheit. Die komplette Familie schläft auf einer 2 Meter Matratze in der Küche auf dem Boden. Oh man und ich beschwere mich über den Platz und den Komfort auf der Bank im Zug.

Das in Rumänien begonnene Abenteuer bezüglich der Nahrungsaufnahme findet hier ihren Höhepunkt. Zum Frühstück gibt es Reis mit undefinierbaren Einlagen aus Pilzen und Tofu, dazu Suppen mit Sojamilch und Reis, Frittierte Teigbrocken mit Schokoladenfüllung, Milchbrötchen mit Salzkruste, Reis mit einer Marzipanfüllung. Das Mittagessen ist meist eine Suppe mit einem Huhn darin. Das Huhn muss kurz vor Erreichen des Suppentopfes noch vom Auto überfahren worden sein, da nahezu alle Knochen in gebrochener Form im Fleisch verteilt sind. Ein Marsch über den Markt verrät mir, dass ich die wesentlichen kulinarischen Highlights bisher jedoch mit meinem beschränkten Horizont glatt übersehen habe. Dazu gehören geröstete Hühnerfüße, Schafgenitalien und getrocknete Würmer. Ich habe viel Mut beim Probieren bewiesen, aber alles habe ich mich nicht getraut, noch nicht.

Jetzt wartet das Abenteuer Vietnam auf mich


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