
Was ein quirliger Ort. Hanoi ist riesig und zwischen Alt- und Neustadt klaffen Welten. Die Altstadt ist sehr überschaubar, kleine 2-3 Stöckige Häuser säumen die engen Straßen, die von unzähligen Mopeds überflutet sind. Es ist ein riesiges Chaos und als Fußgänger hat man direkt verloren. Die freundlicherweise angelegten Bürgersteige dienen als Parkplatz oder um dort zu leben. Nahezu das ganze Leben der Vietnamesen spielt sich dort ab. Es wird gekocht, sich gegenseitig die Haare geschnitten oder einfach ein Bier genossen. Gegen 20:00 Uhr wird es ruhiger, das Treiben lässt nach und gegen 21:00 Uhr ist es wie eine Geisterstadt. Das Ganze ist aber nur ein Kraftschöpfen für den Nächsten Angriff der Mopedarmada. Die Neustadt ist voll von riesigen und halt neuen Hochhäusern, viele wurden als Investments gebaut und stehen halb leer.
Die Stadt ist sehr schön, aber der Sightseeing-Stoff ist für einen alten Hasen wie mich schnell abgelaufen, daher geht es am nächsten Tag direkt auf eine dreitägige Tour in die Halongbucht. Landschaftlich ist das ganze traumhaft schön. Umso schlimmer ist es, dass die in den schwimmenden Dörfern lebenden Leute die Bucht total zumüllen. Auf einer größeren Insel haben wir dann zwei Wanderungen unternommen und abends in kleinen Holzbungalows direkt am Strand übernachtet. Der Rückweg wurde uns dann noch mit einem kräftigen Regenguss verschönert. Wir wurden mit einem kleinen Boot zu einer größeren Insel gefahren, um von dort mit einem der Touristenschiffe wieder zum Festland gebracht zu werden. Es muss ein lustiges Bild gewesen sein, wie sich 8 Leute unter zwei Regencapes kauern und versuchen die Aufmerksamkeit des auf sie einpeitschenden Wassers von ihrem Gepäck abzulenken.
Nach zwei weiteren gemütlichen Tagen in der vietnamesischen Hauptstadt habe ich mich dann auf den Weg nach Laos gemacht. 26 Stunden in engen und teilweise uralten Bussen trennen Hanoi und Luang Prabang voneinander. Für Unterhaltung ist jedoch gesorgt. In vielen Bussen gibt es einen Fernseher, auf dem die neuesten Errungenschaften der südkalifornischen Filmindustrie zum Besten gegeben werden. In einem Bus durfte ich mir beispielsweise 8 Stundenlang die blutigsten Horrorfilme ansehen, die mir je unter gekommen sind. Dabei hat es auch niemanden gestört, dass kleine Kinder sich auch gleich mal diese Streifen reingezogen haben. Kann ja nicht schaden schon im Kindesalter etwas abgestumpft zu werden. Ein weiteres Thema, wofür man diese unbeschriebenen Blätter auf Busfahrten wunderbar sensibilisieren kann, ist der verantwortungsvolle Umgang mit Drogen. Im Bus von der vietnamesischen Grenze nach Luang Prabang fiel mir schon beim Einsteigen diese liebevoll verstaute Wasserpfeife auf. Kurz nach dem Frühstücksstop um 11 Uhr ging es dann auch los. Ich werde von einem seltsam klingenden Pfeifen geweckt, was ich durchaus in den letzten Tagen auch schon oft auf den Straßen gehört habe. Die Konferenz war eröffnet und von der Pfeife wurde auf der sonst recht unterhaltungsarmen Busfahrt jede Menge Gebrauch gemacht. Ich weiß nicht genau, was dort geraucht wurde, aber ich wollte es auch lieber nicht ausprobieren. Dafür haben die anderen Fahrgäste fast ausnahmslos beherzt an der Flöte genuckelt. Als Entschädigung für die Rauchentwicklung im Bus wurde mir dort dann auch mal das vietnamesische Viva vorgestellt. Es liefen stundenlang Musikvideos mit unbeschreiblich kitschigen Liebesliedern. Jetzt weiß ich wenigstens, dass die Asiaten scheinbar wirklich diese Musik hören, mit der man in diesen köstlichen Buffetrestaurants in Deutschland beschallt wird.
Ich habe für meine Reise nach Laos bewusst den Weg durch den Norden Vietnams gewählt. Die Natur ist traumhaft schön. Überall ragen bis zu 3000 m hohe Berge empor. An deren Hängen wachsen viele dichte Wälder, oder es wird Reis angebaut. Diese Reisfelder sehen aus wie knall grün angemalte Treppenstufen und zihen sich an den Berghängen entlang. Bei den tief hängenden Wolkrn entsteht leicht der Eindruck, dass diese Treppen direkt zur Himmelspforte führen. Der Ernteertrag wird dann in den Nachmittagsstunden mitten auf der Straße auf großen Matten getrocknet.
An dieser Stelle würde ich das Thema Rauchentwicklung gern nochmal aufgreifen. Im allgemeinen sind die Straßenverhältnisse hier besser als ich das erwartet habe. An einer Stelle wo der Straßenausbau noch nicht in optimaler Weise vorrangeschritten war führte die Straße dann mal durch ein Flussbett. Die Strömung dieser milchschokolandenfarbigen Masse beunruhigte mich eigentlich noch nicht so sehr, wie der in der Mitte des Flusses feststeckende Transporter. Gut, praktisch war der schon, da man so wenigstens schon mal wusste wie tief das Wasser war. Erleichtert über den Ankommenden Bus, wird unser Transportmittel erst mal dafür genutzt den Transporter wieder aus dem Wasser zu ziehen. Der Bus hatte echt zu kämpfen. Nachdem diese Aufgabe gemeistert war, sind wir rein ins Wasser. Das ganze klang wie ein steinalter Mensch, der 10 Etagen zu Fuß die Treppe raufgestapft ist. Das gegenüberliegende Ufer des Flusses haben wir erreicht, auch wenn man das nicht mehr mit Sicherheit sagen konnte, da sich der Bus in ein Dampfbad verwandelt hatte. Dieses Mal entsprang die Rauchentwicklung nicht primär der freudig flötenden Wasserpfeife, sondern stieg aus dem Motor aus. Dieser wart nur mit einer Matte abgedeckt, lag aber sonst frei zugänglich unter dem Fahrersitz verbaut. Ich weiß nicht genau, was das mit dem Schraubenschlüssel auf den Motor einhauen, so sah es von meinem Beobachterposten jedenfalls aus, bringen sollte, es hat jedoch gewirkt und wir konnten nach wenigen Minuten unsere Fahrt fortsetzten. Die nächste Unterbrechung unserer Fahrt ließ aber auch nicht so unglaublich lang auf sich warten. Wieder stehen wir an einem Fluss, der jedoch dann auch für den sonst kühnen Busfahrer, ohne fremde Hilfsmittel, unüberquerbar scheint. Zum Glück steht eine Art Fähre zur Verfügung. Die ganze Konstruktion bestand aus einer schwimmenden Plattform, die seitlich von einem steinalten Schiff geschoben wurde. Man kann sich das ganze so vorstellen, dass an der Plattform ein Großer reifen baumelte, gegen den man mit dem Bug des Schiffes fahren konnte, um so dieses Gebilde über den Fluss zu bekommen. Das nur grob schätzbare Alter des Schiffes deutete darauf hin, dass das Ganze wohl schon ein paar Mal funktioniert haben muss.
Auf der anderen Seite angekommen, war der Weg dann frei und ich habe den traumhaft schönen Ort Luang Prabang erreicht. Die ganze Stadt ist voll mit prachtvollen Tempeln und überall laufen die uns allen bekannten Mönche in diesen signalfarbenen Tüchern rum. Eine einmalige Stimmung und der durch die Stadt fließende Mekong lassen den Ort zu einer echten Oase der Erholung werden. Ich bin wirklich beeindruckt und die 4 Tage verfliegen, was aber auch mit an den vielen tollen Leuten liegt, die ich dort getroffen habe. Der ganze Trip ist wie eine riesige Kontaktbörse und ist bisher einfach nur unbeschreiblich toll.
Also Leute, bleibt am Ball und haltet mir weiter die Treue beim Lesen.
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