One and more nights in ...

Nach Luang Prabang geht es weiter nach Vang Vieng, einem Ort, in dem es scheinbar nur um Spaß, Alkohol, Drogen und ein paar Nebensächlichkeiten geht. Hauptattraktion ist das Tubing auf dem Fluss. Man wird ein Stück Flussaufwärts gebracht und mit einem großen Gummireifen ausgestattet. Dann geht es in die kakaobraune Strömung und der Wettbewerb der umliegenden Barbetreiber beginnt. Wie beim Entenangeln auf der Kirmes versucht jeder die maximale Anzahl an vorbeitreibenden Touristen aus dem Wasser zu fischen. Gelockt wird mit ein paar Attraktionen wie einem mehr als 5 Meter hohen Sprungturm, einem Trapez, einer Wasserrutsche und vielem Mehr. Um den Mut und den Geldbeutel der kapitalträchtigen Enten zu lockern, gibt es fast überall Freigetränke. Ein bizarrer Ort, aber jede Menge Spaß. Zum Entspannen habe ich mich dann aus dem Trubel abgesetzt und den Sonnenuntergang am Fluss beobachtet. Man merkt, dass viele Amerikaner dort sind. 10 Minuten laufen und man hat die tolle Natur für sich allein.

Nach ein paar Tagen reicht es aber auch und meine Zimmernachbarin und ich beschließen nach Vientiane zu reisen. Statt des Busses nehmen wir für einen Teil der Reise das Kanu. Der Fluss war klasse, einige coole Stromschnellen und ordentlich Strömung warten auf uns. In einer der Stromschnellen haut es zwei der Gruppe glatt aus dem Boot. Zum Glück ist nichts passiert und die Bergung gestaltete sich unkompliziert. Dann wurde uns über einem Lagerfeuer ein frisches Mittagessen gegrillt, während wir unter Wasserfällen baden konnten, oder unseren Mut beim Sprung von den umliegenden Felsen auf die Probe stellen konnten. Die Höhe spielte dabei keine Rolle, sondern wieder mal die Farbe, die der Landschaftsarchitekt für den Fluss gewählt hat.

Nachdem ich nach über einer Woche gemeinsamer Reise, meine amerikanische Begleiterin am Flughafen abgesetzt habe, lese ich im direkten Tausch Sebastian auf und unser gemeinsamer Trip beginnt. Als erster Programmpunkt steht Vientiane auf dem Plan. Die Stadt ist sehr entspannt, wir laufen teilweise mitten auf der Straße und keinen stört es. Überall finden wir pompösen Tempel. Nach einem entspannten Tag finden wir uns im Nachtbus nach Bangkok ein. Begleitet wird unser Trip von einem Stück Heimat, aus den Lautsprechern säuselt die uns vertraute Musik der Scorpions.

Bangkok ist mal so komplett anders als ich das erwartet habe. Die Stadt ist recht ordentlich und voll von Tempeln, so wie pompösen Gebäuden. Übernachten werden wir in einem Holzhaus mitten im Spaßviertel der Stadt. Selbst morgens um sieben sitzen noch die letzten verirrten Seelen über ihren letzten Getränken. Unser Sightseeingtrip wird überraschender Weise immer wieder von uns ansprechenden Thailändern unterbrochen. Jeder will Tipps geben und uns ein Stück thailändischen Wortschatzes näherbringen. Es ist sicher nett gemeint, aber auch einfach nervig, da wir uns schon kaum trauen einen Blick auf die Karte zu werfen, ohne uns vorher hinter einem parkenden Laster zu verstecken. Es stellt sich auch heraus, dass nicht unbedingt jeder Tipp gut gemeint ist. Teilweise werden wir in die falsche Richtung geschickt und ständig ist die Strecke zu weit um gelaufen zu werden, um uns in eines der zahlreichen Tuk Tucks zu zerren.  Am interessantesten finde ich, dass die Leute teilweise für uns diese Transportmittel stoppen und uns direkt rein verfrachten wollen. Für keinen ist es auch nur in irgendeiner Weise verständlich, dass wir laufen wollen. Den Abend starten wir in einer Bar nahe der haupt Tourimeile. Die Sitzgelegenheiten sind gemütlich, aber recht instabil und so muss es einmal kommen, dass der Stuhl meinem unermesslichen Gewicht nachgibt und ich auf dem Boden lande. Mein in diesem filmreifen Sturz zu Bruch gegangenes Glas sorgt für eine kunstvolle Rotfärbung meines Armes. Die Wunde wurde direkt liebevoll von einem heraneilenden Ladyboy verarztet. Glücklicherweise musste ich dafür nicht eine der weiteren dargebotenen Dienstleistung in Anspruch nehmen. Den Abend haben wir dann in einem Club ausklingen lassen. Der nächste Morgen erinnerte mich etwas an den Film Hangover. Wir hatten grad mal 3 Stunden geschlafen, da es den Bus nach Siem Reap zur erwischen galt. In meinem halb verschlafenen Kopf sonn ich über die Ereignisse des Vortages nach. So eine Sch… wo ist meine Kamera? Klar, die musste ich gestern Abend im Club an der Garderobe abgeben. Panikartig verlasse ich das Hostel und sprinte zum Club zurück. Kein Mensch zu sehen, aber glücklicherweise noch offen. Also rein und suchen. Die Garderobe wurde inzwischen abgebaut und von meiner Tasche war keine Spur auszumachen. Der Nachtwächter vertröstet mich auf 18.00 Uhr. Da könnte ich die Tasche wieder bekommen. Unglücklicherweise kollidierte das mit den Plänen des Busfahrers, der uns nach Kambodscha bringen sollte. Dann ein Moment der Hoffnung, ich sehe die Tasche in einem Schrank in guter Gesellschaft einiger Johny Walker Falschen. Die Wiedervereinigung wird fast so gebührend gefeiert, wie 1989 in Berlin.

Nach einer Busfahrt wie über den Hardes kommen wir in Siem Reap an. Der Busfahrer fuhr wie mit nem Sonnenstich, links, rechts, Mitte, grad wo Platz war, Hupen und bis auf 10 cm auffahren, bremsen, fluchen, wieder Vollgas. Genauso hektisch wie es sich liest, war es auch. Jetzt kenne ich auch den Grund, warum man den Menschen für ihre letzte Reise Münzen auf die Augen gelegt hat. Der Fährmann war sicher Thailänder. Dann mussten wir über die Grenze. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft wir dafür den Bus wechseln mussten. Das Ganze dauert ca. 2 Stunden und wir haben es geschafft. Alle sind sehr geschäftstüchtig. Egal, ob man uns vorher ein Taxi von der Grenze zugesagt hatte oder nicht, jeder hatte plötzlich den local Bus gebucht und konnte sich gegen eine bescheidene Zahlung von 20€ doch noch die Komfortmaximierung im Taxi gönnen. Nachdem die ersten mit zu lockerem Geldbeutel abgefischt wurden, wurden wir zur Busstation gebracht, wo man uns dann anbietet für 10 € mehr auf dem Minivan umzusteigen. Never, für 10 € nehme ich die Fahrt im local Bus auf mich. Gut, nachdem wir Hartnäckigkeit bewiesen haben, stellt sich heraus, dass es nie einen local Bus gegeben hat und wir für 5 € dann doch den Minivan nehmen müssen. Schon eine wesentliche Ersparnis, aber immer noch eine Frechheit. Aber gut, um sich von der Übernachtung im Nichts freizukaufen, bezahlen wir das dann doch.

Am Folgetag steht die Erkundung des Weltkulturerbes Angkor Wat auf dem Programm. Dafür brechen wir um 4:00 Uhr mit den Fahrrädern auf um den Sonnenaufgang am Haupttempel zu beobachten. Die Lichter sind einfach nur klasse und der riesige Tempelkomplex ist unheimlich beeindruckend. Was eine Machtdemonstration. Besonders lustig sind die überall auf den Tempeln herumkletternden Affen, die sich freizügig an den Lebensmittelopfergaben der Gläubigen bedienen und ein genüssliches Frühstück genießen. Den Tag über erkunden wir ein Paar weitere Tempel, wovon der uns allen Bekannte mit den über die Tempelanlagen wuchernden Bäumen, sicher einer der beeindrucktesten war. Nach einem leckeren Essen bei einem Straßenverkäufer fahren wir ein zweites Mal zum Haupttempel um den Sonnenuntergang zu genießen. Entgegen der Ankündigung der Wachleute, schaffen wir es nochmal in das Herz des Tempels vorzudringen. Dort bestechen wir einen Wachmann um nochmal auf den hohen Zentralkomplex des Tempels zu dürfen. Dort sitzen wir dann auf der steilen Außentreppe und beobachten den sich langsam Richtung Horizont schiebenden Feuerball. Damit einhergeht, dass sich die Umgebung in uns allen bekannter Weise in kitschige Rottöne taucht. Ein perfekter Tag.

Auf ein Neues.


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