
Die Tempel von Angkor Wat verschwinden im Rückspiegel des Richtung Phnom Penh rasenden Busses. Permanentes Gehupe und aus dem Fernseher dröhnende kambodschanische Volksmusik, wirken der durch das regelmäßige Schaukeln des Busses aufkommenden Müdigkeit entgegen. Acht Stunden Fahrzeit für 300 Kilometer, dass passt nicht zu der gefühlten höllischen Fahrweise dieses Massentransportmittels. Dann ist es endlich geschafft, draußen vor dem Bus wartet schon die Hungrige Meute von Tuk Tuk Fahrern. Jeder will sich einen der Touristen reißen und in sein Gefährt zerren. Das Ganze erinnert mich immer an die freundliche Begrüßung, die uns bekannte Wachhunde einem Postboten entgegen bringen. Natürlicher Instinkt, wegrennen! Ok, keine gute Idee, da ja noch das Gepäck im Bus ist. Überraschender Weise geraten wir an einen echt friedfertigen Vertreter der Meute. Er respektiert, dass wir erst mal in Ruhe aussteigen wollen und wartet geduldig. Seine Preise sind Fair und seine Übernachtungsempfehlung preiswert und gut.
Nach dem Einchecken beginnt unsere Erkundungstour. Es gibt viele Tempel und der imposante Mekong zieht sich mitten durch die Stadt. Auf dem Weg durch die Stadt finden wir den lokalen Markt. Ich habe in den letzten Wochen sehr viele Märkte gesehen, aber das übertrifft alles. Farbenfrohe Berge frischen Gemüses türmen sich direkt neben Fischen, lebenden Hühnern und zum Verkauf ausgelegen Fleischbergen. Kühlvorrichtungen wie wir sie aus den Heimischen Supermärkten kennen sind hier Fehlanzeige. Teilweise springen Küken über die zum Verkauf stehenden Waren und der sich durch die Reihen ziehende Menschenstrom wird nur Zeitweise von den durchfahrenden Rollern aufgescheucht, wie eine Schafherde, in die von einem Wolf durchstreift wird. Das Ganze hat mit den uns vertrauten Hygienevorstellungen nicht einmal mehr peripher zu tun, zeigt aber auch, da ich das Ganze ja seit mehr als 5 Wochen zu mir nehme, dass es auch so geht. Ich bin jeden Falls sehr beeindruckt von dem was ich hier so zu sehen bekomme.
Beindruckend, in diesem Falle aber negativ, war auch ein Erlebnis am Abend. Sebastian und ich laufen die Straße entlang und wie immer werden uns die diversesten Angebote der umherstreunenden Tuk Tuk Fahrer unter die Nase gerieben. Meist fängt das Ganze mit einem recht harmlosen: Tuk Tuk? an. Soll so viel heißen, darf ich dich irgendwo hin fahren. Das Fragespiel ist wie ein Entscheidungsbaum aufgebaut. Antwortet man auf die erste Frage mit nein, kommt das nächste Angebot: „Do you want to get high?“ High bin ich eh durch die ganzen eindrücke hier, also wieder „Nein“. Anschließend kommt Bum Bum, dazu muss ich glaube ich nicht viel sagen. Auch hier wieder meine weithin bekannte destruktive und Ablehnende Haltung. Was in einem Fall nur sehr krass war, dass die uns angebotene Prostituierte ungewohnt jung und männlich war. Uns wurde ein Kind angeboten. Was eine schreckliche Erfahrung. Einem wird die Verzweiflung der Leute förmlich vor die Stirn geschlagen. Was ich jedoch noch viel schlimmer finde, dass es Leute gibt, die das Angebot nicht ausschlagen. Machen sich diese aufgeblasenen westlichen Geldsäcke eigentlich Gedanken darüber, was sie da anstellen und welchen Eindruck sie hier vermitteln? Schockierend und traurig!
So ich versuche mal den Wagen aus dem Gegenverkehr wieder auf die richtige Spur zu steuern. Nach den Erlebnissen in Kambodscha geht es wieder zurück nach Vietnam. Saigon, die Co Chi Tunnel so wie das Mekong Delta stehen auf dem Programm. Das Sightseeingprogramm in Saigon ist für einen inzwischen erfahren Weltenbummler wie mich innerhalb weniger Stunden abgelaufen. Die Tour ins Mekong Delta ist von der landschaftlichen Betrachtung sehr schön gewesen. Ich habe mich nur diverse Male an Vorstellungen von Kaffeefahrten erinnert. Man wird durch fast alles durchgeschleift, wo etwas zu verkaufen ist. Reispapierherstellung, Puffreisherstellung, Imkerei, Bananenschnapsbrennerei, Obstplantage und so weiter. Das Schlimme ist nur, dass die Vietnamesen durch Kaufwütige Touristen in dieser Vorgehensweise bestärkt werden. Da in Vietnam nur ein in Vietnam gemachter Führerschein gilt, gibt es aber leider auch keine Alternative um diese Naturschönheiten zu sehen. Meine Tour zu den Co Chi Tunneln war gleichermaßen enttäuschend. Ein solch geschichtsträchtiger Ort. Es gibt noch einige der Tunnel, die besichtigt werden können. Unglaublich, wie Menschen da rein gepasst haben, und dort Jahrelang gelebt haben. Aber das war ja auch genau der Punkt, die Tunnel sollten zu klein sein für die Burger liebenden Eindringlinge aus Übersee. Funktionierte ganz gut, wie uns dann ein besonders wohl genährtes Exemplar vorgeführt hatte. Sie war mit ihrem etwas ausladenden Hinterteil mal direkt im Tunneleingang stecken geblieben. Schaut Euch einfach die Fotos an, da werden meine geschilderten Eindrücke weitestgehend verbildlicht. Eines war an dem Ort jedoch sehrt authentisch, es waren überall schüsse zu hören. Ein mulmiges Gefühl, wenn man an so einem Ort mitten im Wald ständig gewehrschüsse hört. Es war wie eine Zeitreise. Nach der Besichtigung von elektrischen Puppen, die grad Waffen hergestellt haben, ich fühlte mich wie im Marionettentheater, kam dann die Auflösung. An einer Kasse standen die, bezeichnender Weise überwiegend Amerikaner, Menschen Schlange um sich Patronen zu Kaufen. Missionsziel, ballern ohne Sinn und Verstand. Es war ohrenbetäubend laut und die Leute konnten aus einem Schützengraben auf Zielscheiben schießen. Krieg spielen an historischen Orten für Hirnies. Mit einem Verweis auf den vorherigen Absatz, beschleicht mich das Gefühl, dass es davon hier eine Menge gibt. Was mir völlig fehlte war mal die Vermittlung von einigen geschichtlichen Hintergrundinformationen. Selbst auf Nachfrage gab es da nichts, da der Tourguide mal schlicht keine Ahnung hatte.
Gut, nach all den Eindrücken sehne ich mich mal wieder nach etwas mehr Beschaulichkeit und Natur. Zu diesem Zweck lege ich mich für 19 Stunden in ein Sechsbettabteil in einem der hiesigen Züge. Das UNESCO Welterbe Hué steht auf dem Programm. Die Stadt an sich ist nichts, was mir den Atem rauben würde, aber die Mopedtour mit meinem Zimmernachbarn aus dem Hostel hatte das Zeug dazu. 70 Km geht es aus der Stadt raus in Richtung Natur. Die letzten 20 Km geht es mit dem Moped durch Flüsse, über buckelige Steinpisten und über schmale Wege mitten durch den Wald. Dann absitzen und zu Fuß weiter über Stock und Stein. Einen Fluss müssen wir auf einer alten Stahlkonstruktion einer verfallenen Brücke überqueren. Als Belohnung für die erfolgreiche Absolvierung des Hindernislaufes, bekommen wir den Park für uns allein. Wir schwimmen im Fluss und genießen die Natur. Dann geht es wieder zurück, hm, oder sollte es zumindest gehen. Nach der anstrengenden Wanderung bei 37 Grad war nicht nur mir die Luft ausgegangen. Der Reifen meines Mopeds war komplett platt. Das war ein Höllenritt zurück in den nächsten Ort. Die Steinpisten und Flüsse waren auch auf dem Rückweg noch da, und die Strecke für sich mit plattem Hinterrad nicht besser. Im nächsten Ort bekomme ich dann mal wieder einen Eindruck eines ordentlichen Preisleistungsverhältnisses, die Reparatur des Reifens kostet mich 2,5 €. Zusammenfassend stelle ich fest, dass meine Erste Mopedtour ein voller Erfolg war und viel Spaß bereitet hat.
So zurück nach Saigon und weiter nach Thailand. Ich melde mich dann das nächste Mal von unserer Tauchbasis und hoffe, dass dort das Wetter so mitspielt wie hier. In der Regenzeit seit 3 Wochen keinen Tropfen Regen, wie soll man denn da den Unterschied zur Trockenzeit erkennen? Egal, ich will es besser nicht wissen.
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