
Da bin ich nun schon in Australien und inzwischen 6 Monate am reisen. Was für ein angenehm ausgedehnter Urlaub. Meine ersten Eindrücke des 5. Kontinents sammele ich in Brisbane. Die Stadt macht trotz ihrer Größe den Eindruck ein verschlafenes San Francisco zu sein. In geübter Manier marschiere ich die dortigen Sehenswürdigkeiten ab und mache mich schnell auf die Schönheit der Umgebung zu erkunden. Auf dem Weg zum Flughafen haben ich noch den Tip bekommen North Stradbroke Island zu besuchen. Da geht es hin. Die Insel ist ein verschlafener Fleck Erde und nach Frasier Island eine der größten Sandinseln der Welt. Ich konnte mich dort schon mal mit den für Australien typischen Tierarten anfreunden. Während ich die vor der Küste vorbeiziehenden Wale beobachte, hüfen diese drolligen Tierchen hinter mir durch den Busch. Später sehe ich sie an ihrer Lieblingsstelle, auf dem Grünstreifen neben der Straße, friedlich mampfen. Es scheint praktisch zu sein dort zu fressen, da dann der Weg vor das nächste Auto nicht ganz so weit ist. Diese scheinen eine besondere Anziehungskraft auf diese Tierchen zu haben. Gemeinsam mit den Motten kämpfen sie um die besten Plätze am Scheinwerfer. Es ist schon traurig, wie viele tot am Straßenrand landen. Aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sie immens Suizidgefährdet sind. Am Straßenrand halten sie Ausschau nach den herannahenden Autos, dafür warten sie meist die Dämmerung oder Dunkelheit ab, um den Überraschungseffekt zu erhöhen. Wenn das Auto nah genug ist geht es erst kurz auf die Straße, um diese aber auch gleich wieder zu verlassen und den Autofahrer in trügerischer Sicherheit zu wiegen. Dann schnell wieder umdrehen und mitten drauf hüfen. BAM… Wesentlich friedlicher geht es bei den Koalas zu. Diese müden Gesellen schlafen bis zu 20 Stunden am Tag und haben mit dem Straßenverkehr eher weniger zu tun. Neben diesen Tieren habe ich auf der Insel noch Bekanntschaft mit Delphinen, Schildkröten und Haien gemacht. Die beiden Tauchgänge, die ich auf der Insel gemacht habe waren in mehreren Punkten ein absolutes Highlight. Die Wellen an diesem Tag haben das kleine Boot kräftig durchgeschüttelt und fast jeder hat nach dem ersten Tauchgang die Fische für den Zweiten angefüttert. Unter Wasser war die Strömung so heftig, dass wir immer hin und her geschoben wurden. Die dort anwesenden ca. 30 Grey Sharks haben sich davon nicht merklich beeindrucken lassen. Noch beeindruckender fand ich aber den Besuch des Manta Rays. Gigantisch groß und majestätisch dahinschwebend, das war ein toller Anblick. Am Abend haben wir am Strand ums Lagerfeuer gesessen und bei sternenklarem Himmel und Vollmond, die Erlebnisse des Tages revue passieren lassen.
Nachdem ich viel länger als geplant auf dieser Insel geblieben bin, musste es aber auch irgendwann mal weiter gehen. Die Australische Bahn musste mir demonstrieren, dass sie das mit den Verspätungen und Zugausfällen auch kann. Dafür gab es dann im Zug der endlich fuhr ein Unterhaltungsprogramm der ganz besonderen Art. Erst fängt ein Jugendlicher an einen Alkoholiker anzupöbeln. Als dieser seine müden Knochen mobilisiert hatte und in die Richtung dieses möchtegern Coolen gewankt ist, hatte er auch schon eine hängen und wurde rüde zu Boden gestoßen. Die Proteste der übrigen Passagiere haben zumindest bewirkt, dass es zu keinen weiteren Handgreiflichkeiten kam. Wenig später fährt der Zug in den nächsten Bahnhof ein. Die Türen auf der linken Seite öffnen sich und das uns allen bekannte Gedrängel beginnt, bis die frische Mischung Insassen fertig scheint. Die Türen schließen und auf der gegenüberliegenden Seite knallt es an der Tür. Der Zug fährt an, aber was wir sehen ist wie in einem schlechten Film. Ein Junge war über die Gleise gerannt und auf die Trittstufe vor der Tür gesprungen. Diese ging verständlicher Weise nicht auf und so stand er da, fest an die außen liegenden Handgriffe geklammert, während der Zug schon fast wieder in voller Fahrt war. Ich wollte schon immer mal die Notbremse im Zug ziehen, das war dann wohl der passende Moment. Das Kind ist glücklicherweise mit einem Schrecken und den Tadelnden Worten des Zugpersonals davon gekommen.
Am nächsten Tag treffe ich mich mit jemandem, der mich im Wagen mit Richtung Cairns nehmen will. Gemeinsam treten wir die 1700 Km lange Reise an. Nach zwei Tagen erreichen wir Airlie Beach um uns einer dieser schicken Katamaranfahrten anzuschließen. Nerven zu haben und dort ohne vorherige Buchung aufzulaufen wird mit einem 50% Preisnachlass belohnt. Und schon geht es los. Die Zwei Tage auf dem Boot waren einfach toll. Tagsüber wird getaucht geschnorchelt oder einfach nur im traumhaft blauen Wasser geschwommen. Harken an der Sache, das Wasser hat, im Gegensatz zu Thailand, nur lausige 20 Grad. Bis zur beinahen Bewegungsunfähigkeit haben wir uns alle in zwei Neoprenanzüge gestopft um die 30 Minuten unter Wasser auch genießen zu können. Unter Wasser erwarten uns traumhafte Korallengärten und ein paar neue Genossen aus dem Hause Fisch. Besonders beindruckend war ein Napoleon Fish. gebt das mal bei Google Bilder ein, dann bekommt ihr eine ungefähre Idee davon, warum das Tierchen so getauft wurde. Ein unbeschreiblich toller Anblick war dann der Whiteheaven Beach. Traumhaft weißer und weicher Sand soweit das Auge reicht. Bilder davon gibt es wie immer nach Ausreise. In den Abendstunden gab es dann ein Paar interessante Gespräche und Salsa Unterricht von den 4 mitreisenden Kolumbianern. Nachdem die Meisten sich zurückgezogen haben um sich von der Anstrengung des Tages zu erholen, haben ich die halbe Nacht auf dem Deck des Schiffes verbracht und mir den Sternenhimmel angesehen. Sollte das stimmen, dass man sich für jede Sternschnuppe was wünschen darf, habe ich einen ordentlichen Wunschvorrat angelegt.
Nach einem schönen Tag im Küstenregenwalds südlich von Cairns erreichen wir endlich das Ziel. Das Hostel in Mission Beach war echt klasse. Mitten im Wald und von der Terrasse aus war schon wieder die eine oder andere Tierbeobachtung möglich. Nicht das was Ihr jetzt wieder denkt, sondern Kakadus und zwei Wildschweinfamilien.
Ab Cairns haben ich mir ein Wohnmobil andrehen lassen, dass die Mietwagenfirma nach Sydney überführt haben möchte. Dafür habe ich 6 Tage Zeit und bekomme einen Großteil des Benzins gesponsert. Ich war schon etwas erschlagen als ich den Kollos gesehen habe. Fahrt sich aber aufgrund der diversen Kameras und Spiegel ganz gut. So rolle ich also die Landstraße zurück Richtung Süden und lasse mich von den Schildern am Straßenrand unterhalten. Hier sind überall Schilder mit Quizfragen aufgestellt, auf die man nach einigen Kilometern beantwortet bekommt. Echt spannend und wenn es dann doch mal langweilig wird, fliegt schon mal ein Stein oder sonst was von der Gegenfahrbahn rüber. Einmal krachte es ganz besonders und tada, der Stein hat sich in einer wunderschönen Sternform in meiner Wall of Fame verewigt. Da bin ich ja mal gespannt, was das wieder für eine Rennerei gibt, um das zu reparieren und der Mietwagenfirma zu beichten. Aber als wenn das für einen Tag noch nicht reichen würde! Nein, da geht noch etwas mehr. Wahrscheinlich ist jedem von Euch schon mal zu Ohren gekommen, dass die Distanzen zwischen den Ortschaften hier recht lang ausfallen können. Da dieses Gefährt mit dem ich momentan unterwegs bin, sich umweltfreundliche 15 Liter Diesel auf 100 Km genehmigt, reicht selbst der 70 Liter Tank nicht so arg weit aus. Die Tanknadel ist also auf dem unaufhaltsamen Weg in das letzte Drittel unterwegs und selbst nach den vielen Stunden Quiz spielen, ist mein Geist noch zu Höchstleistungen fähig. Klopf klopf Dennis, Tanken wäre eine nicht ganz so schlechte Idee. An der Ausführung haperte es dann jedoch etwas. Die Nächste Tankstelle war ca. 100 Km entfernt. Kein Thema, bei einer gefühlten Restreichweite von 150 Km. Nachdem sich die Anzeige schon ein kleines Stück in den roten Bereich geschoben hat ist die Tankstelle erreicht. Ich wurde mit jeder Menge Fahnen und Schildern empfangen, auf denen mir jedoch die gesamte Tankstelle, statt der Liquiden Vorräte, zum Kauf angeboten wurde. Das überstieg dann doch meinen Kreditkartenrahmen, weil jedoch der Betrieb schon eingestellt wurde, musste ich mit einem flauen Gefühl im Bauch weiter fahren. Dann endlich wurde das Geheimnis gelüftet. Nächste Tankstelle in 100 Km verriet mir ein Schild. Never, schaffe ich das mit dem Tank. Wenn ich jedoch nicht hier im nichts bleiben möchte, sollte ich weiter fahren. Meine Gedanken malen schon in den Schönsten Farben die Bilder aus, wie ich ungeübt mal wieder einen Marathon in Flip-Flops laufe und dabei noch einen 10 Liter Kanister Diesel schleppen darf. Was ich bis heute nicht wusste, die Nadel kann auch weiter als in den roten Bereich sinken. Noch 25 Km, jeder weitere wird von mir innerlich gefeiert. Dann ist sie plötzlich da die Tankstelle und die Erlösung für meine Nerven. Mal sehen, wie die Beziehung zu diesem Wagen sich so entwickelt. Ich hoffe nicht auf einen Rosenkrieg.
Ich halte Euch wie gewohnt auf dem Laufenden.
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