Naturschönheit und andere Pflanzenextrakte

So eben habe ich Land 27 meiner Reise und damit auch den Südamerikanischen Kontinent verlassen. Was habe ich nicht alles im Vorfeld über Kolumbien gehört und gelesen. Die Geschichten hätten unterschiedlicher nicht sein können. Im der „Reisebibel“ klingen manche Geschichten wie ein Bestsellerroman von Stephen King. Jedoch jeder Reisende, der einen Teil seiner Lebenszeit in diesem Land verbracht hat, schwärmt von dessen Schönheit und der Gastfreundlichkeit. Also, es ist höchste Zeit mir selbst ein Bild zu machen.

Medellin war unser erster Halt in Kolumbien. Ich bin noch immer mit den zwei Holländern unterwegs, die ich bereits im letzten Bericht erwähnt habe. Der Weg zu unserem Ziel war, wie so oft steinig. Laut Auskunft des von uns präferierten Busunternehmens war die Strecke für die nächsten 2 Tage ausgebucht, was uns dazu bewegte eine Alternativroute mit Umsteigen zu wählen und auch zu kaufen. Exakt in dem Moment, in dem wir das Ticket in den Händen halten, ist plötzlich doch etwas auf der Direktroute frei. Die Bereitschaft des Ticketverkäufers unsere Fahrscheine umzutauschen tendierte gen 0, jedoch eine kleine Spende von 10 Dollar löste jedweden Interessenkonflikt und wir konnten uns auf den unterbrechungsfreien Weg machen. So der Plan, für reichlich Unterbrechungen und Verspätung sorgte die Heerschar von Polizisten auf der Strecke. Bei der Truppenstärke wäre selbst der Kampf gegen Sauron im „Herrn der Ringe“ ein Kinderspiel geworden. Immer wieder werden wir geweckt, weil diese Jungspunde ein übermäßiges Interesse an unseren Pässen und unserem Gepäck hatten. Sie nannten es sicherheitsfördernde Maßnahmen, ich nannte es Belästigung und Blödsinn. Die Suchen waren so halbherzig, dass nicht mal die 4 riesen Tüten meiner Sitznachbarin hinter meinem Sitz aufgefallen sind.

Es wäre durchaus sinnvoller die Hälfte der Polizisten mal zur Müllbeseitigung einzusetzen, der hier wirklich überall liegt. Das ist definitiv schon mal ein Problem des Landes. Dazu kommt die Arbeitsmoral. Arbeiten wurde definitiv nicht hier erfunden. Es wird aus einer riesen Schlange immer nur der bedient, der am meisten Stress macht, da dieser sonst die Ruhe beim Rauchen und mit den Kollegen quatschen stören. Beispielsweise an der Kasse im Supermarkt ist es nicht nur einmal passiert, dass das Telefon der Kassiererin klingelte und sie gemütlich raus gegangen ist, eine geraucht hat und nach ein paar Minuten quatschen wieder gekommen ist. Zu besonderer Begeisterung führt das in den ohnehin endlosen Warteschlangen nicht. Man muss dazu sagen, dass in so einem Supermarkt mehr als 30 Kassen geöffnet sind und es ein riesen Glücksspiel ist die richtige Warteschlange zu wählen. Selbst am Ticketverkauf für die öffentlichen Verkehrsmittel, muss mit Wartezeiten von einer Stunde gerechnet werden, da von den 3 regulären Mitarbeitern zwei mit ihrem Handy beschäftigt sind. Dafür ist die Freundlichkeit der Leute hier unübertroffen, auf dem Gebiet schaffen sie es in die Top 3 der Länder die ich bisher besucht habe.

Nach einer unglaublich tollen Zeit in Medellin ging es weiter nach Cartagena. Die Flugtickets sind preiswerter als die Bustickets und wir haben die starke Vermutung, dass die Polizeikontrollen auf diesem Wege auch etwas seltener auftreten. Also ab zum Flughafen und weiter in die super schöne Altstadt von Cartagena. Das erklärte Ziel war immer weiße Weihnachten zu verbringen. Also geht es nach diesem kurzen Stop weiter nach Taganga, dem Ausgangspunkt für Touren in den Tairona Nationalpark mit seinen traumhaften Karibikstränden. Das Örtchen ist sehr verschlafen und man schaltet direkt 2 Gänge runter, sobald man die staubigen Straßen betritt. Noch schöner ist der Park selbst. Insgesamt habe ich fast eine Woche dort verbracht. Eine Tauchschule in Taganga hat ein kleines Haus im Park, in dem Taucher gratis in Hängematten mit Blick auf das Meer schlafen können. Erstaunlich, dass dieses Angebot so gut wie nicht genutzt wurde. Es war wahrhaft paradiesisch. Am Ende einer Wanderung war es zu spät wieder zu unserer Unterkunft zurückzukehren. Also, was gibt es besseres an einem kleinen Lagerfeuer an einen Karibikstrand zu sitzen und den Sternenhimmel mit einem weniger gut gekühlten Getränk zu verbringen? Die Praxis hat das ganze etwas erschwert, da sich ein ordentlicher Wolkenbruch in das Paradiesische Bild ergossen hat. Wie in einem Aquarellbild die Farben bei zu viel Wasser verwaschen war es auch hier mit unserer Wunschvorstellung am Strand zu übernachten. Das nahegelegene Restaurant bot auch Hängematten an, diese jedoch zu völlig unverschämten Preisen. Wir beschlossen das Geld für die Übernachtung lieber in liebevoll gefüllte Blechdosen zu investieren. Es ist schon echt erstaunlich, wie Alkoholische Getränke und gute Unterhaltung anziehend auf Menschen wirken. Nach kurzer Zeit saßen auf jeden Fall ca. 30 Leute um uns herum. In den Hängematten haben wir, nachdem die Rezeption geschlossen war, trotzdem geschlafen. Die Berichte über eine wahnsinns Weihnachtssause haben uns nach Taganga zurückgezogen. Weihnachten am Strand zu verbringen und mit einem ordentlichen Barbecue zu beschließen war auf jeden Fall eine gute Abwechslung zu den sonstigen Weihnachtsritualen der Vergangenen Jahre. Irgendwie hat es uns jedoch wieder in den Nationalpark gezogen.

Wie es sich für einen durchschnittsdeutschen gehört, muss ich aber auch an dieser Stelle mal wieder nörgeln. An der Lodge im Park angekommen, trauen wir unseren Augen nicht. Schon bei unserem letzten Besuch haben wir so einige Plastiktüten beim Tauchen vom Riff pflücken dürfen, aber der in der Bucht treibende Müllteppich übertrifft alles bisher gesehene an Naturverschmutzung in diesem Land. In einer einstündigen Säuberungsaktion haben wir zu dritt den Müll aus dem Wasser in Plastiktüten am Strand verfrachtet. Es waren noch 3 weitere Säuberungsanläufe nötig, um die immer weiterhin herantreibenden Plastikreste aus dem Wasser zu fischen. Hier muss dringend etwas passieren, so kann das nicht weiter gehen. Aber das fängt schon bei der Kindeserziehung an. Kinder werfen ihren Müll genau da hin, wo sie den Inhalt vollständig geleert haben. Riesige Verwunderung tritt auf, wenn die Gringos auf einmal darauf bestehen, dass der Müll wieder aufgehoben und in den 3 Meter entfernten Abfalleimer geworfen wird.

Auch das Thema Drogen ist hier ein riesen Problem. Der Konsum der diversesten Dinge wird völligst verharmlost. Die Tatsache, dass hier Marijuana wie Tabak geraucht wird, ist an sich schon bedenklich genug, aber auch der Konsum von Kokain und diversesten anderen Dingen steht hier an der Tagesordnung. Auch das offizielle Verbot des Drogenkonsums und die „strenge“ Überwachung der Einhaltung dieses Verbotes, durch die hochgradig korrupte Polizei, helfen da nicht weiter. Inoffiziell ist das Verbot nur eine Möglichkeit die experimentierfreudigen Touristen um ihr Reisebudget zu erleichtern.

Auch hier fällt das Fazit zugunsten des Landes aus und die positiven Eindrücke die ich gesammelt habe überwiegen deutlich. Das Land und die Leute sind definitiv eine Reise wert. Super spannend war auch der Grenzübertritt nach Panama. Das war sicher eines der größten Abenteuer meiner bisherigen Reise. Details dazu gibt es im nächsten Bericht.

Euch allen einen guten Rutsch und alles erdenklich Gute für 2013. Mögen Eure Wünsche und Pläne in Erfüllung gehen. 2012 war für mich ein unbeschreibliches Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Ich danke Euch allen für das Interesse an meinem Vorhaben und Eure Unterstützung. To be continued…


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