
Die legendäre Panamerikana zieht sich über 14000 km von Alaska bis Feuerland. Ähnlich wie die Gallier in den uns allen bekannten Zeichentricks, wehrt sich ein kleines Stück Dschungel gegen den gegen den Zusammenschluss der Panamericana Norte mit dem südlichen Pendant. Der Darién macht den Grenzübertritt zwischen Kolumbien und Panama zu einem echten Abenteuer. In diesem Gebiet fühlen sich die FARC Rebellen heimisch und der wesentliche Teil des Drogentransportes zwischen Süd- und Nordamerika verläuft über die schwer zugänglichen Matschpisten durch dichten Regenwald. Es kommt durchaus vor, dass Wanderer den beschwerlichen Weg auf sich nehmen um ihren Abenteuerhunger zu stillen. Es kommt aber auch nicht selten vor, dass sie ihren Marsch erst nach Entrichtung großzügiger Wegzölle heimischer Botschaften fortsetzten dürfen. Da ich diese lästigen Wartezeiten auf dem Weg gen Norden nicht eingeplant habe entscheide ich mich zum Grenzübertritt per Speedboot. Ausgangspunkt für diese Touren ist die Stadt Turbo in Kolumbien. Den Namen hat die Stadt sicher bekommen, da man es unheimlich eilig hat diesen abgewrackten Ort wieder zu verlassen. Um 23 Uhr verlasse ich den Eisschrank, der mich dort hin befördert hat. Einem normal denkenden Busfahrer wäre sicher aufgefallen, dass jeder Insasse inzwischen mit leerem Gepäck reist und alles Angezogen hat. Ein weiteres Indiz für eine dezent zu kalt eingestellte Klimaanlage könnte sein, dass die eiseskalten Scheiben als ein natürlicher Luftentfeuchter fungieren und die Sicht nicht unerheblich beeinträchtigen. Noch halb gefroren und mit einem dezenten Unwohlsein ausgestattet bahne ich mir den Weg durch die abgewrackten Straßenzüge zu meiner Unterkunft für die Nacht. Der Betreiber der Unterkunft geht selbstverständlich davon aus, dass ich nach Panama möchte und organisiert ohne nachfrage den Boottransfer nach Capurgana, der Grenzstation von Kolumbien. Mit 15 weiteren Leuten geht es auf ein kleines Boot, dass jedoch mit 2 imposanten Außenbordern ausgestattet ist. Das Gepäck wird in Plastiksäcke verpackt, was schon mal eine Warnung auf den bevorstehenden Höllenritt diente. Der Weg bis Capurgana verläuft entlang der Kolumbianischen Küste, wo Ozean und Wald einem ständigen Tauziehen um den jeweiligen Landgewinn unterzogen sind. Der dichte Wald reicht bis an die von der Brandung gepeitschten Felsen heran. Getrieben von den beiden Motoren fegt das kleine Boot über die Wellen hinweg. Jedes Wellental lässt das Boot hart auf das Wasser knallen. Eine echte Gefahrenquelle für Bandscheibe, Zähne und Zunge. Nach 2,5 Stunden erreichen wir den Ersten Etappenort. Dort gibt es ein zünftiges Mittagessen und den Ausreisestempel. Das Büro ist in einer Holzhütte in diesem winzigen Örtchen untergebracht. Strom für die Passscanner gibt es immer nur eine halbe Stunde vor Abfahrt des nächsten Bootes. Am Hafen hat sich ein geschäftstüchtiger Local etwas einfallen lassen um Die die Reisenden um einen kleinen Teil ihres Reisebudgets zu erleichtern. An einem Balken hat er eine Waage aufgehängt um Gepäck zu wiegen. Für je 500 Gramm Gepäck über 10 Kg berechnet er 50 US Cent. Die Leute bezahlen bereitwillig die 3-4 Dollar, nur dieser Widerspenstige Deutsche nicht, der frag wieder nach einem Grund. Das Ende der Geschichte, ich sitze auf dem Boot zur Grenze nach Panama ohne diese Phantasiesteuer zu entrichten. An einer Militärstation werden wir am Strand abgesetzt und mit Militäreskorte zur Drogenkontrolle geleitet. Nachdem ein süßer Labrador mit unserem Gepäck gespielt hat, werden wir zum Einwanderungsbüro geleitet. Erinnert ihr euch noch an die Beschreibung der Schildkröten auf Galapagos? Ungefähr so alt und langsam war der dortige Mitarbeiter auch. Wir waren 7 Leute auf dem Boot und die Einreiseformalitäten haben mehr als 2 Stunden gedauert. Um 16.00 Uhr sind unsere Pässe dann alle gebrandmarkt. Der schnell gefundene Bootsbesitzer will direkt aufbrechen um die letzte Bootsetappe, über 200 Km entlang der Küste so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. In uns machen sich Bedenken breit, ob eine Reise bei ca. 2 m hohen Wellen, Dunkelheit und parallel verlaufenden Drogentransporten wohl so sinnvoll sind. Die Aussage, des Bootsbesitzers, dass heute Nacht nichts transportiert wird und er die Fahrt beim Militär angemeldet hat stimmen uns versöhnlich. Die Übernachtung sollte kostengünstig an einem Strand auf einer der über 300 San Blas Islands erfolgen. Zu unserer Verwunderung halten wir an einer Ansammlung von Bretterbuden an, die hier auch als Dorf bezeichnet wird. Auf direktem Weg geht es zu einer Unterkunft, die in Einfachheit jede meiner vorherigen offiziellen in den Schatten stellt. Die dortige Hängematte soll 5 Dollar pro Person kosten, ausnahmsweise inbegriffen und nicht für 50 Cent, das Plumpsklo in den darunter liegenden Ozean. Unsere Frage nach einem dezenten Discount wegen dieser nicht abgesprochenen Planänderung wird komplett ignoriert. Es geht für uns alle ums Prinzip, als wir beschließen die Unterkunft gesammelt zu verlassen und auf dem direkt davor liegenden Basketballfeld zu übernachten. Mitten in der Nacht erscheint ein besorgter Einheimischer und lädt uns ein in seinem Haus zu übernachten und ist noch erstaunter, dass wir unsere Herberge auf den mitgebrachten Plastiksäcken bevorzugen. Die noch folgenden 7 Stunden bei rauer See sind eine echte Geduldsprobe. Der Trip scheint nicht zu enden. Allen tut Po und Rücken weh und jeder Aufschlag des Bootes auf die Wasseroberfläche ringt den Insassen ein lautes UFFFF ab. Dann ist es geschafft und wir dürfen das Boot gegen einen Jeep eintauschen und nochmal 3 Stunden Richtung Panama City fahren. Völlig fertig erreichen wir das Hostel in der Altstadt. Die definitiv härteste und längste Achterbahnfahrt meines Lebens.
Irgendwie habe ich es geschafft die Akkus für die bevorstehende Jahreswechselparty wieder zu laden. Gefeiert habe ich mit haufenweise coolen Leuten im Hostel. Der Hattrick nach einer tollen Geburtstags und Weihnachtsfeier. Mal sehen, was das neue Jahr so für mich bringt. Hoffentlich fällt das Fazit genauso Positiv aus wie 2012. Es war ein perfektes Jahr.
Nach dem obligatorischen Besuch des Panamakanal, geht es weiter zu den Bocas del Toro. Die Inseln haben mir schon beim letzten Besuch sehr gut gefallen. So auch dieses Mal, der Stress und die Hektik der Großstadt werden sanft von der Brandung davon gespült. Ich glaube es gibt keinen Ort auf der Welt, wo so viele krasse Gegensätze aufeinander treffen. Mitten zwischen Bretterbuden stehen vereinzelte Luxusvillen reicher Amerikaner, weiße Sandstrände werden für die Touristen hergerichtet und eine Bucht weiter treibt der Müll, dröhnende Bässe die partywütige jugendliche beschallen und einsame Strände zum Relaxen. Es ist für jeden etwas dabei. Auch dieses Mal kann ich mir sehr gut vorstellen irgendwann wieder hier zu sitzen.
Zum Titel dieses Textes: In der Geschichte von Janosh geht es darum zu erkennen, dass jemand der einen Freund hat nichts zu fürchten braucht. Wie wahr! Wir alle haben Freunde und sollten von daher viel mehr wagen.
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