Zweiter Akt Bali

Der Vorhang fällt und der erste Akt ist vorüber, es kommt geschäftiges Getümmel auf und die Leute stehen in langen Schlangen an, um sich ihrer mitgeführten Annehmlichkeiten zu entledigen, noch ein paar Köstlichkeiten zu erstehen und warten dann darauf, dass es weiter geht. Einige Kosten die Wartezeit bei einem Bierchen so lange aus, bis sie schon zum dritten mal aufgerufen werden. Das Theater, also in diesem Falle der Flughafen von Dili, hat jedoch keinesfalls einen derartigen Unterhaltungscharakter wie die uns vertrauten Drehkreuze, die einem die Umsteigezeit zu versüßen versuchen, sondern eher etwas von Provinzrollfeld mit mäßig klimatisierter Wellblechhütte. Unter derartigen Umständen empfand ich die Vorgehensweise dieser biertrinkenden Genussmenschen als dezent egoistisch.  


Nach der kurzen Pause, hebt sich der Vorhang erneut und der zweite Akt steht an. Wir haben sicher balinesischen Boden erreicht. Ungewöhnlich ist, dass in der Pause nur einige kleine Veränderungen am Bühnenbild vorgenommen wurden, jedoch die Schauspieler und das Publikum, verglichen mit dem ersten Akt, komplett ausgetauscht wurden. Landschaftlich unterscheiden sich die beiden Inseln kaum. Auf beiden wuchert im inneren der Insel üppiges grün und das Leben pulsiert in den küstennahen Randbereichen. Das Publikum unterscheidet sich jedoch deutlich von denen die uns in Timor begegnet sind. Braungebrannte Surferboys duellieren sich um die perfekte Welle und die Aufmerksamkeit der Drinks schlürfenden Püppchen in den umliegenden Strandbars. In perfekt amerikanischer Manier scheint keiner einen einzigen Meter zu laufen, sondern legt selbst kürzeste Distanzen per laut knatterndem Moped oder Taxi zurück. Entsprechend verstopft und laut sind die Arterien, die das Land durchziehen. Auch der Müll, der schon im ersten Akt vorhanden war, wurde hier vielerorts nur gekonnt unter den Teppich gekehrt um ihn dem Sichtfeld des Publikums zu entziehen. Hoffentlich erleidet der Patient nicht einen, dem Lebensstil geschuldeten, plötzlichen Herzstillstand. Jedoch gibt es auch positive Tendenzen zu erkennen. Mehr und mehr Cafés bieten kostenlos Wasser aus großen Containern an, um dem Plastik den Kampf anzusagen. Ein Teil des Unrats wird gesammelt und von teilnehmenden Restaurants zum Recycling geschickt. Das ist schon einmal ein guter Anfang!


Wir haben uns vorgenommen die von seichten und weniger seichten Wogen bedeckte Welt vor Nusa Penida zu erkunden. Die Tauchgänge mit den dort anmutig schwebenden Mantarochen haben uns trotz mitgeführter Flaschen fast den Atem geraubt. Ich könnte diesen eleganten Tieren Stunden dabei zusehen, wie sie mich umrunden und dann wieder im tiefen blau verschwinden. Schildkröten sind ebenfalls einige bei unseren Erkundungen zu gegen. Mich faszinieren diese mit ihren kurzen Beinchen paddelnden neugierigen Wesen. Auch über Wasser gefällt uns das was wir zu sehen bekommen, auch wenn die Erkundung und Betrachtung immer wieder durch rasant an uns vorbei rasenden Rollern torpediert wird. Erstaunlich finde ich, wie viele Tempel es hier gibt. Jeder hat an seinem Haus einen kleinen Schrein und jeden Morgen tragen Frauen unzählige liebevoll gebastelte Opfergaben zu den gefährlichsten Punkten in Ihrer Umgebung, um die davon möglicherweise ausgehenden Unannehmlichkeiten im Vorfeld schon zu verhindern.  Leder war so ein Schälchen nicht zu gegen, als mir vor ein paar Tagen eine Welle das Gleichgewicht raubte und mich mit meinen Rippen auf eine Hölzbohle auf unserem Tauchboot geschleudert hat. Für einen Moment könnte ich das Kreuz des Südens auch bei Tag sehen. Leider hat dieses vorkommen meine eigentlichen Tauchpläne auf der Insel auf ein absolutes Minimum reduziert. 


Ein paar Sonnenuntergänge später finden wir uns auf dem Schnellboot nach Sanur wieder und reisen direkt nach Ubud weiter. Wir finden eine gemütliche Zuflucht weit genug weg vom hektischen Treiben auf der Hauptstraße mit einem traumhaften Ausblick ins Grüne. Bei unseren Erkundungen streifen wir durch die saftig leuchtenden Reisfelder, oder wahlweise eines der zahlreichen Eiscafés, die delikate Gaumenfreuden in frisch gebackenen Waffeln offerieren. Sobald wir dem stetig dröhnenden Verkehr und Taxi Geschrei auf der Hauptstraße entfliehen, setzt Teifenentspannung ein. 


Der Bali Tourismus startete in den 70er Jahren am Kuta Beach. Die Brandung lockte schnell mit Surfbrettern bewaffnete Menschen aus aller Welt an. Ihnen folgten auf Schritt und Tritt die großen Hotelketten und Modelabel, die sich artig in Reih und Glied an der Promenade aufgereiht haben. Wie bei vielen der längst ausgebeuteten Goldgräberstadten im wilden Westen, sind die meisten weiter gezogen. Es bleiben ein Bodensatz an Partyfrenetischen Asiaten und einige Gestalten, die schon in den 70gern hergekommen sein könnten und das, was sie nun vorfinden, mit allerlei brennstoffhaltigen Kaltgetränken erträglich gestalten. Wer dem Geschehen entfliehen will, sollte dies besser im dortigen Wasserpark machen. Da ist Spaß und kurzweilige Tagesgestaltung garantiert.


Nach einer weiteren kurzen Pause gibt es noch eine üppige Zugabe in Singapur, wo wir bei köstlichen Speisen und atemberaubenden Aussichten die letzten Augenblicke dieser vielseitigen Riese genießen. Bis bald in heimischen Gefilden!






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