
Was gibt es Schöneres, als an einem Sommertag seine Decke in den Park zu werfen und rücklings das Treiben im makellosen Königsblau zu beobachten. Es ist ein geschäftiges Hin und Her von Wesen, die erfolgreich der Schwerkraft trotzen. Einige durchziehen das Blau mit weißen Narben, welche mit voranschreitender Zeit wieder verblassen. Alle haben sie eine Geschichte, eine Erinnerung an eine vergangene Reise oder zeugen von Vorfreude der Insassen auf die unmittelbar bevorstehende Auszeit, die hoffentlich etwas beständiger sind als die sich schnell verflüchtigenden Kondenssteifen am Himmel. Nach ungefähr einem Jahr Planung wird es Zeit, dass auch wir mal wieder unsere Spuren auf diesem Planeten hinterlassen. Unser Kondensstreifen führt nach Duschanbe in Tadschikistan. Von dort sollen unsere Spuren durch die Landschaft von unseren Bio-Bikes gezogen werden.
Los geht es mit einer endlosen Rennerei an unserem Heimatflughafen, um die Bikes überhaupt erstmal los zu werden. Stunden später schnallen wir sie dann am Bestimmungsort auf ein Taxi und fallen müde ins Bett. Der nächste Tag ist die Ruhe vor dem Sturm. Es steht der Kauf der Verpflegung der nächsten Tage auf dem Programm, was darin ausartet in diversen Läden jeweils 1-2 Teile zu erstehen, weil keiner das gesuchte ganzheitliche Sortiment führt. Sicher alles eine Taktik, um Einnahmen zu vergemeinschaften. So in der Unterkunft sitzend beobachten wir das Treiben im Innenhof. Überall wird geschraubt, metallische Klänge von Werkzeug sorgen für die stimmungsvolle Untermalung im Stimmengewirr. Es ist schon faszinierend, wie wenige überhaupt das Land kannten, als wir von unseren Plänen berichtet haben. Wie viele uns stillschweigend für verrückt gehalten haben und dann gewinnen wir Gewissheit: bei 8 Milliarden Menschen gibt es kaum einen Plan, den nur einer entwickelt. Es werden spannende Geschichten erzählt, gemeinsam in nicht ganz so gemeinsamen Erinnerungen geschwelgt und dann ist wieder jeder für sich. Mensch gegen Naturgewalt und den Unwegsamkeiten, die einem die schönsten Aussichten, Panoramen und Erinnerungen offerieren sollen, die dieser Planet bereithält.
Tag 1 Duschanbe Obi Garm 89 Km

Endlich geht es los. Um noch etwas der nächtlichen Frische zu genießen brechen wir früh auf. Auf der breiten Straße ist trotz des erheblichen Verkehrs genügend Platz für uns. Mit zunehmender Entfernung von Duschanbe verjüngt sich die Straße und mit der Reduzierung an Platz einhergehend nimmt auch der Verkehr ab. Das nenne ich bedarfsgerechte Planung von Autowegen. Die ersten Orte an der Strecke sind wenig spektakulär, aber das geschäftige Treiben interessant zu beobachten. Wie schon bei unserer Reise vor 4 Jahren in diese Region, liegen überall Melonen zum Verkauf und manchmal sind auch noch Tomaten oder Pfirsiche in der Auslage. Irgendwann enden plötzlich die größeren Orte und die Straße balanciert mittig in einem Hang während unter ihr ein Fluss dahin rauscht. Kurz vor Obi Garm nähert sich die Straße dem Gewässer an, um es zu kreuzen und wir beschließen die Gelegenheit zu nutzen und dort unser Lager für die Nacht aufzuschlagen. Nach der Glut des Tages, die ungnädig brennende Sonne hat die Umgebung auf fast 40 Grad erhitzt, tut das Bad unter dem kleinen Wasserfall an unserem Schlafplatz unbeschreiblich gut. Mit dem Staub und dem Salz auf der Haut wird auch gleich die Anstrengung des Tages davon gespült, was bleibt sind die ersten schönen Erinnerungen.
Tag 2 Obi Garm Nurobod 47 Km

Wieder stehen wir aus Sorge vor der Hitze des Tages früh auf und radeln die letzten Meter nach Obi Garm, um dort Kraft für den Tag zu tanken. Die können wir auch brauchen. Die gestern noch vorbildlich versiegelte Fahrbahn beginnt schnell löchrig zu werden. 3 Anstiege gilt es zu meistern, der erste erfreute sich noch guter Oberflächenstruktur, die anderen beiden galt es auf einer Schotter und Sandpiste bei erneut ungnädiger Hitze zu überqueren. Das war Eine echte Herausforderung. Die Straße wurde bereits in exponierterer Lage neu angelegt, da in absehbarer Zeit der noch quirlig durch sein Bett tobende Fluss,
mittels einer noch nicht mal zu erahnenden Staumauer, an seiner ungestörten Reise in Richtung Meer gehindert werden soll. Warum man der neuen Straße keine anständige Oberfläche gegönnt und ihr eine Sinuskurvenstrucktur verpasst hat lässt sich nicht einmal erraten. Völlig erschöpft biegen wir irgendwann in Richtung Fluss ab und errichten unser Lager für die Nacht. Auch hier mangelt es nicht an Gelegenheit, die Spuren des Tages in einem kleinen Bach davon zuwaschen. Beim Blick in den nächtlichen Sternenhimmel lassen wir den Tag Revue passieren. Die traumhaften Aussichten lassen die Anstrengungen schnell wieder verblassen.
Tag 3 Nurobod - Hinter Childara 58 Km

Langsam treten die Berge näher an den Fluss heran und wie bei jedem guten Gruppenfoto stehen vorn die kleineren und im Hintergrund halten sich die fleißigen Esser bereit. Nach einigen auf und ab auf einer ganz brauchbaren Straße zweigt unser Weg nach einer Passkontrolle und fragenden Blicken, ob wir wirklich wissen was wir da tun, nach rechts ab. Neue Wege bedeuten auch neue Begebenheiten. Das Tal ist eng und der tosende Fluss führt eine endlose Menge Wasser, was aufgrund der bis zur Sättigung enthaltenden Sedimente, eher Quecksilber gleicht. Die Straße pendelt wie ein Aufzug immer zwischen 1200 und 1400 Metern Höhe hin und her. Das ganz glich einem Geduldspiel, wie lange man das bei der Wegebeschaffenheit wirklich weiter verfolgen mag. Die Temperaturen haben sich nur unmerklich gemildert. Die Landschaft lässt aber auch hier großzügig über die Strapazen des Weges hinwegsehen. Übernachtet haben wir an einem Picknickplatz, wovon es an der Straße eine ganze Reihe gibt, auch wenn nur noch alle 10 Minuten mal ein potentieller Nutznießer an uns vorbei rauscht und wie bei einem Zaubertrick sich in einer riesigen Staubwolke scheinbar in Luft auflöst.
Tag 4 Childara - Safedorong 47 Km

Weiter geht es den uns bereits vertrauten Fluss entlang. Der Weg hat sich deutlich gebessert und es findet sich in einem Kuhflecken Muster verteilt immer mal ein bisschen Asphalt, welchen wir bis zum letzten Millimeter ausnutzen. Tavildara liegt heute am Weg und überrascht mir einem sehr ordentlichen und gepflegten Antlitz. Besonders verwirrend wirkt aid uns der riesige Kreisverkehr mitten in der Stadt, der am Tag sicher selten mehr als 50 Autos zu Gesicht bekommt. Nach einer Pause und anständiger Stärkung schrauben wir uns gemächlich durch ein traumhaft schönes Tal immer weiter empor. Immer wieder halten wir an, um die Landschaft bestehend aus roten Gesteinsformationen und immer wieder üppigem grünem Bewuchs auf uns wirken zu lassen. Überall wird gewerkelt, um alles für den nahenden Winter fertig zu machen. An den steilsten hängen wird Heu geschnitten und von Hand gebunden. Was eine harte Arbeit, aber die Leute wirken gut gelaunt und winken uns zu. Selbst wenn weit und breit niemand zu sehen ist, ruft es oft von irgendwo hello. Ein wahrhaft freundliches Volk. Wieder schieben wir unsere Räder von der Straße und schlagen an einem kleinen Bach unser Zelt auf. Nach den Abendlichen Ritualen liegen wir erneut stolz unterm Sternenhimmel und sind erstaunt, zu welchen körperlichen Leistungen wir Menschen im Stande sind, wenn wir nur wollen.
Tag 5 Safedorong - Kevron 65 Km

Bis zur Passhöhe steigen wir die Straße langsam empor. Gemächlich rollen wir dahin und beobachten das Treiben in der Umgebung. Immer wieder bleiben wir stehen und staunen über das was wir bereits an Höhe gewonnen und schöner Landschaft durchfahren haben. Die Straße schlängelt sich in langen Kurven durch die grünen und teilweise durch Blumen bunt gefärbten Hänge und beim Blick zurück verliert sich der zurück gelegte weg immer wieder hinter einer Ecke, um dann deutlich tiefer wieder aufzutauchen. Dann sind wir endlich oben angekommen und freuen uns über die körperliche Leistung. Die Abfahrt ist jedoch nicht minder anstehend, da die Straße schlecht beschaffen ist und bei 3 Stunden Bremshebel ziehen, die Finger krampfen wie zu Schulzeiten, wo wir noch von Hand mehrstündige Klausuren mit dem Füller schreiben mussten. Es geht durch eine enge Schlucht aus kahlen braunen Hängen. Hinter jeder Ecke lauert wieder eine atemberaubende Aussicht. Menschen leben hier unter den einfachsten Verhältnissen, aber sind unglaublich herzlich wenn sie uns sehen. Bei ein paar Imkern schauen wir uns deren Werk an und probieren das Erzeugnis. Dazu wird Brot und Tee gereicht. Nach dem wir die Tassen loslassen Klammern wir uns wieder gut gestärkt an unsere Lenker.

Der uns begleitende Bach ist inzwischen zu einem Fluss angewachsen, der farblich den wohlschmeckenden Eisbonbons aus heimischen Gefilden gleicht. Dieser rauscht tosend auf eine imposante
Felswand, die sich vor uns aufbaut, zu. Dort ist unser Ziel des Tages, der Panj, dem wir die nächsten Tage folgen werden und der eine natürliche Grenze zu Afghanistan bildet. Die Bergkette, die
uns auf beiden Flussseiten flankiert sieht aus wie eine endlos hohe Mauer, die beide Länder um sich gezogen haben und die selbst einen in nicht all zu ferner Vergangenheit aus dem Amt
geschiedenen Präsidenten sicher auch an der Südgrenze seines Landes gefallen hätte. Schier unendlich zieht sich auf beiden Seiten des Flusses eine schmale Straße mal in einiger Höhe und dann
wieder in vertrauter Nähe des in der Mitte tosenden Flusses entlang und verbindet winzige grüne Flecken an den Hängen wie eine feine kaum sichtbare Schnur Perlen zu einer schier endlosen Kette
aus kleinen Oasen, in denen die Menschen an den schroffen Bergen herabrinnendes Wasser daran hindern in den Panj zu gelangen und lieber ihre kleinen Gärten dazu zu befähigen einen spärlichen
Ernteertrag zu ermöglichen, der die harten Winter mit etwas essbarem zu segnen.
Erschreckend ist zu beobachten, welche Züge das Projekt neue Seidenstraße hier annimmt. Unter chinesischer Regie wird die beschauliche Straße zu einer offenbar vierspurigen Straße ausgebaut. Wir wollen uns nicht ausmalen, was das für die hier lebenden bedeutet und wieviele endgültig den Spaten schmeißen und in eine der unzähligen neuen Wohnungen in der Hauptstadt ziehen.

Tag 6 Kevron - Dashtag 66 Km

50 Jahre war die alte Straße der Sonne und den ungnädig auf sie einhämmernden reifen ausgeliefert und an vielen Stellen hat sie irgendwann kapituliert und tiefe Risse und Mulden gebildet. An machen stellen lugt noch ein kleiner Rest der von den Russen einst hergerichteten Straße aus dem sonst teils Knöchel tiefen Sand, Kies oder einfach grobem Geröll hervor. Vielfach besteht der Weg überwiegend aus großen Steinen und die zahlreichen Bagger und Trucks haben mit den Arbeiten an der neue Seidenstraße begonnen und dabei alles in ein riesiges Trümmerfeld zerleget. Einzig an den Stellen der Straße, die künftig aufgrund der im Bau befindlichen Tunnel nicht mehr befahren werden sollen ist die Straße für uns noch als solche zu erkennen. Sonst rollen wir über die Steine und unser Sattel verwandelt sich in einen wilden Rodeo Bullen, der stetig versucht uns abzuschütteln. An vielen Stellen ist die Straße über Stunden für den Verkehr gesperrt. Wir dürfen meist mit den Rädern passieren. In beängstigenden Höhen sind Bagger unterwegs, die Sand und Gestein den Hang hinunter werfen, wo wir dann mit großem Respekt vorbei huschen. Abgefahren werden die Massen selten. Eher in den Fluss gekippt und darauf gehofft, dass diese irgendwo landen, aber dann sind sie ja erstmal weg.
An einer Stelle müssen wir fast 2 Stunden warten, weil zwei Bagger damit beschäftigt sind feinsten Sand aus einiger Höhe in den Fluss zu befördern. Der Wind im Tal sorgt oft dafür, dass maximal eine halbe Schaufel auch dort ankommt. Die andere Hälfte weht in einer riesigen Wolke, die an die Sprengung eines Gebäudes erinnert, den Hang empor. Die Lunge dürfen sich zwei einheimische im Bagger sitzend ruinieren. Bei uns unten schläft ein wohl genährter Chinese, der immer mal wieder aufsteht und Fotos von der Arbeit macht. Mich beschleicht so ein Bild, wie wenn Gefängnisinsassen mit Kette am Fuß in einem Steinbruch arbeiten dürfen. Irgendwann rollt von hinten Maurizio, ein Radler, den wir schon in Duschanbe getroffen haben, heran. Er war ein paar Stunden nach uns aufgebrochen und hat nun aufgeschlossen. Er hat ein lustiges Hobby, er zeichnet seine wichtigsten Reiseimpressionen. So auch hier den im Auto schlafenden Chinesen und einen wartenden Truckfahrer. Eine originelle Idee und ein schöner Zeitvertreib. Nachdem wir endlich unsere Räder durch knöcheltiefen Sand und über riesige Brocken Stein geschoben haben dürfen wir im nächsten Ort bei einer Familie im Garten unser Zelt aufschlagen. Es gibt fließendes Wasser und einer der Nachbarn bringt noch Tomaten. Neben uns hopst eine kleine Eule auf dem Boden oder in den Bäumen umher. Mit tausenden Eindrücken geht es wieder ins Zelt.

Tag 7 Dashtag - Shidz 75 Km
Heute Morgen beginnt die Strecke mit dem hier extrem seltenen Regen. Wir passieren ein Container Dorf in dem die Arbeiter wohnen, die sich um die Straße kümmern. Lieblose Blechdosen ohne Schatten. Das bei Temperaturen um die 35 grad. Das Straßen Projekt nimmt wenig Rücksicht auf Verluste. Immer wieder beschäftigt uns die Frage, was das Projekt soll. Ein Land, was finanziell nicht in der Lage ist eine Straße von 3 Metern Breite in Stand zu halten, soll nun eine 3 mal so breite Straße unterhalten. Der Bau ist das eine, aber die regelmäßige Pflege bei Temperaturen im Sommer um 40 grad plus und im Winter bis minus 50 grad erfordert mehr als nur daneben stehen und dem vorbeirollenden Verkehr zuzuwinken. Die Frage ist auch, ob die Touristen, die wegen der Straße und der Abgeschiedenheit kommen, dann noch einen Sinn in der Reise sehen, wenn über die Straße Autos und LKW rauschen. Zwischen den steilen Hängen hat der Fluss ein enges Tal gegraben, was sich Straße, Felder und Häuser teilen. Die kleinen Hütten und spärlichen Felder direkt neben einer großen Verkehrsader sind ein Bild, was für uns eine nicht kompatible Situation der Zukunft darstellt. Ein Einheimischer lädt uns zum Frühstück in sein Haus ein und beschreibt, wie das Haus von Generation zu Generation weitergegeben wird und immer ein Raum angebaut wird. Getragen wird das Konstrukt von massiven Holzstämmen, die auf dem eigenen Grundstück gepflanzt werden. 3 sind noch da und sein Sohn soll das Haus bekommen, aber ob es zu dem Ausbau noch kommen wird ist in unseren Augen fraglich. Traurig ist zu sehen, wie fraglicher wirtschaftlicher Aufschwung dieses über Jahrzehnte gewachsene Gleichgewicht aufwiegen kann. Der Besitzer des Hauses erzählt uns spannende Geschichten über das noch aktuelle Leben und hat selbst in der Schule deutsch gelernt. In den langen kalten Wintern übt er weiter und freut sich mit uns auf deutsch sprechen zu können. Sehr spannend ist auch, was in den Schulbüchern über Deutschland gelehrt wird. Ein sehr schmeichelhaftes Bild, bei dem ich nicht sicher bin, ob es leider mit dem sicher 40 Jahre alten Buch auch etwas überholt ist.

Die Straße heute ist viel besser und die Baustelle nach 70 Kilometern vorbei. Was uns heute eher aufhält ist wieder einmal die Schönheit der Landschaft. Zielsicher findet der Fluss seinen Weg durch das Labyrinth aus Bergketten, die dicht gedrängt am Flussufer stehen. Immer wieder schmiegt sich die Straße eng an den Fels und noch viel abenteuerlicher sieht es auf der anderen Seite aus, wo sich weiter die kleine Fahrspur an den Hängen entlangzieht. Es ist schwierig die Gewalt dieser Landschaft in profane Worte zu fassen.
Als Zeltplatz wird uns heute der Schulhof in einem kleinen Ort angeboten, wo wir dankbar unser Lager für die Nacht aufschlagen.

Tag 8 Shidz - Khorog 93 Km
Die heutige Etappe ist nicht minder spektakulär als die vorherigen und führt uns mal wieder in eine Stadt, nach Khorog. Über weite Teile des Tages versucht uns das Rad wieder aus dem Sattel zu schütteln, bis dann ca. 20 km vor dem Ziel der Untergrund deutlich besser wird und unter stetigen auf und ab wir endlich in die Stadt rollen. Die heutige Dusche war eine Wohltat und morgen wird neben einkaufen und diesen Zeilen tippen nicht viel unternommen.

Tag 10 Khorog - Wer 66 Km
Nach einem Ruhetag in Khorog geht es wieder auf die Räder. In der Stadt wurde bis tief in die Nacht gewerkelt. Auf den Gehwegen der Beton repariert, auf der Straße der Asphalt, neue Laternen aufgestellt. Es wirkt alles sehr improvisiert und als wenn jemand mit einem riesigen Besen alles unter den Teppich zu kehren versucht, was in den letzten Jahren hätte eigentlich erledigt werden sollen. Schon komisch, wie wenig sich die Zeiten ändern. Irgendwie mutet das ganze so an, als wenn der König durchs Dorf reiten wird, nur dass es in diesem Falle der Präsident ist, der zur Pamir Development Conference in die Stadt kommt.
Langsam verlassenen wir den Trubel und fahren weiter in die Berge. Die Straße ist in einem vergleichsweise guten Zustand und der Verkehr sehr moderat, der sich auf dieser durch das weite Tal schlängelt. Früh machen wir heute halt, da wir die geplanten Kilometer besser als gedacht gefahren bekommen und wegen der Akklimatisierung an die Höhe nicht noch weiter wollen. Daher schlagen wir unser Zelt auf einer Wiese abseits der Straße auf. Eine Quelle für die Frischwasserversorgung gibt es ebenso und plötzlich stehen die Besitzer der Wiese neben uns und laden noch zum Tee, Brot und Marmelade ein. Gastfreundschaft wird hier wirklich groß geschrieben.

Tag 11 Wer - Jelondy 68 Km
Die heutige Etappe gleicht im wesentlichen der gestrigen nur einige hundert Meter höher. Bis auf 3550 Meter sind wir heute mit den Drahteseln geklettert. Wir lassen es gemütlich angehen, denn auch heute kommen wir sehr gut voran, die Landschaft lädt dazu ein viel zu viele Fotos von ihr zu machen. Wenn wir schon bei Einladungen sind, es gab auch wieder Tee und Brot für uns. Wir sitzen in mitten des Wohnzimmers einer Familie und bekommen Tee, Brot und Kekse. Neben uns spielt ein kleines Mädchen mit ihrer maximal 6 Monate alten Schwester. Diese lässt das Bespaßungsprogramm geduldig über sich ergehen. Die Gastfreundschaft ist immer wieder erstaunlich.

Das Highlight des heutigen Tages sollten die heissen Quellen an unserem Etappenziel werden. In der Soviet Zeit ein beliebter Kurort, wovon noch das damalige Sanatorium, welches mit einem Restaurant und Hotel aufwartet, existiert. Liest sich gut die Beschreibung, aber schon als wir auf den Ort zurollen wird uns klar, derart feudal wie es klingt wird es sicher nicht. Das Haus hat seine besten Jahre sicher 50 Jahre hinter sich. An den Zimmern sind einzelne Fenster schon eingeschlagen. Teile der blechernen Fassade haben sich gelöst und im Innern stehen Möbel, wo schwer vorstellbar ist, dass diese bei der Anschaffung noch gut aussahen. Überall liegt ein roter Teppich und ich möchte eigentlich nicht wissen, was dieser bei näherer Analyse für Geschichten parat hat. Die Zimmer sind zu unserer Überraschung alle belegt und das Restaurant hat nur noch Eier im Angebot. Wie man damit den Gästen die abendliche Verköstigung bereiten mag ist uns schleierhaft. Das Spa war ein großes Becken gefüllt mit heißem Wasser. Überall fehlen Fliesen. An einem Fenster hängt eine Glühbirne und die einst weißen Fliesen waren tief gelb gefärbt. Für einen Euro Eintritt wollen wir darüber aber mal hinwegsehen.

Nachdem das Restaurant und nicht bekochen wollte beschließen wir noch unsere Vorräte für die nächsten Tage aufzufüllen. Den Laden können wir selbst nicht finden. Zwei jungen führen mich hin. In einem Hinterhof ist ein Eingang. Im Wohnzimmer des Hauses stehen überall Kartons mit Dingen, die sonst einen Minimarkt füllen. Es gibt frisch gebackenes Brot und Eier, sonst eher Süßkram. Erstaunlich wovon die Leute sich hier ernähren, aber auch eine Erklärung für die reichhaltig gefüllte Speisekarte im Restaurant des Sanatoriums. Unser Zelt stellen wir einige Meter weiter in einem Garten am Fluss auf.
Tag 12 Jelondy - vor Alichur 59 Km

Heute gilt es die Arbeit der vorherigen Tage zu vollenden. Zunächst aber ist etwas werkeln gefordert, da einem unserer Räder die Luft ausgegangen ist. Nach erfolgreicher Reparatur geht es dann weiter. Langsam arbeiten wir uns in Richtung des 4289 Meter hohen Passes vor. Immer wieder bleiben wir stehen und nutzen die Gelegenheit den Puls in etwas ruhigere Bereiche zu bringen und den Blick über die Landschaft schweifen zu lassen. Die schroffen Berge sind schon sehr beeindruckend und überall da wo Wasser hinunter rinnt, gedeiht mehr oder minder üppiges grün. Oft müssen wir beim Anblick der Landschaft an ferne Welten aus der Saga von George Lucas denken. Als wir den Pass erreichen geht es auf einem Hochplateau weiter. Wir bleiben oft stehen um diese andere Welt auf uns wirken zu lassen. Die Ortschaften sind nun weit voneinander entfernt und wir finden ein altes verlassenes Haus, wo wir unser Zelt aufschlagen. Was für Gedanken und Hoffnungen haben Menschen dazu bewegt in dieser Abgeschiedenheit ein Haus zu errichten und was hat dazu geführt, dass sie ihr hab und gut gepackt haben, um diesen Ort zu verlassen? Die Szenerie würde sich auch für den Dreh eines Western eignen. Überall liegen Knochen und Fell von offenbar zurückgelassenen Tieren. Ein Blechschild klappert im Wind und als wenn das nicht alles schon ausreichend Stoff für entsprechende Träume wäre, fährt nach Einbruch der Dunkelheit ein Auto vor. 3 Männer steigen aus und brechen die verschlossene Tür zum Haus auf. Immer wieder laufen sie mit Taschenlampen im Hof umher und sitzen am Ende lachend in der guten Stube. Früh am Morgen nageln sie die zuvor aufgebrochene Tür zu und machen sich auf den Weg.
Tag 13 Alichur - Murgab 126 Km

Unser Weg führt weiter durch die unserer Vorstellung des Mars gleichenden Hochebene. Es gibt kaum Worte um die Szenerie zu beschreiben. Daher füge ich lieber wieder ein paar Fotos der Galerie hinzu. Heute bläst schon wie gestern ein kräftiger Rückenwind und wir sind früh in Alichur und nutzen die Gelegenheit für ein zweites Frühstück. Dann geht es weiter und entgegen all unserer Erwartungen erreichen wir gegen frühen Abend Murgab. 126 Kilometer sind wir mit der Hilfe des kräftigen Rückenwindes heute gefahren. Eine regelrechte Königsetappe, die wir heute absolviert haben. Als wenn die Landschaft und die gut asphaltierte Straße nicht schon genug Belohnung gewesen wären, tauschen wir unser Zelt heute Nacht gegen ein Hotelzimmer mit Dusche ein. Was eine Wohltat, zumal uns vor dem Zelt sicher die endlosen Mengen an Mücken im Tal bei lebendigem Leibe verspeist hätten. Ein Moment der Unachtsamkeit und man hat Heerscharen dieser Plagegeister überall sitzen. Man kann sich das am besten so vorstellen wie, wenn im Urlaubs Resort das Buffet Restaurant öffnet und die davor wartenden deutschen direkt mit dem reservieren von Speisen und plündern der Auslage beginnen.
Tag 14 Murgab - Vor Ak Baital Pass 54 Km

Nach einem kleinen Rundgang durch Murgab machen wir uns wieder auf den Weg. Was für ein trostloser Ort. Viele Häuser und Geschäfte befinden sich in alten Frachtcontainern. Der so gepriesene Basar für die letzten Einkäufe bevor es für Tage in die Abgeschiedenheit geht, war ein glatter Reinfall. Zwei Container waren geöffnet, sonst war auf den riesigen Areal nichts los. Glücklicherweise hatten wir schon in Alichur die Vorräte aufgestockt und können nun beruhigt in die Pedale treten. Das ganze Dorf scheint sich für unseren Abschied herausgeputzt zu haben. Alle tragen Anzüge oder Kleider und strömen auf ein nicht auszumachendes Ziel zu.
Wir freuen uns über die Fahnen an den Häusern und Brücken, die uns den Weg deuten. Später als sonst rollen wir aus dem Ort und freuen uns über den kurzen bevorstehenden Tag. Leider drehen nach einigen Kilometern die Fahnen und aus der einstigen Unterstützung wird ein auffrischender erbitterter Gegner. Wir kommen kaum voran und der starke Wind raubt uns die Nerven. Die heutigen Kilometer kosten viel Kraft, obwohl die Steigung moderat ist. Zu allem Überfluss beginnt an meinem Rad dann auch noch etwas zu klimpern. Solche Geräusche sind mir eigentlich nur lieb, wenn mir jemand ein paar Münzen in die Hand fallen lässt. Nach einigen Augenblicken ist der Übeltäter identifiziert. Eine Speiche hat ihren Dienst quittiert und ist mit einer schweren Fraktur aus dem Glied ausgeschert. Also alles abladen, den Esel auf den Kopf stellen und die Speiche tauschen. Leider hat der Wind während der Übung nicht nachgelassen und so werden die letzten Kilometer auf der schnurgeraden Straße durch die bizarr schöne Landschaft zu einer echten Geduldsprobe im Gegenwind. Völlig abgekämpft erreichen wir den angepeilten Platz für die Nacht. Das war heute trotz tadellosem Asphalt der härteste Tag der Tour.
Tag 15 Vor Ak Baital Pass - Abzweig Bartang Valley 58 Km

Nach einer ausgiebigen Nachtruhe schieben wir die Räder durch einen kleinen Fluss zurück zur Straße. Spätestens nach dem eiskalten Bad für unsere Füße sind wir wach und radeln gemütlich in Richtung Ak Baital Pass, dem höchsten Punkt unserer Tour. Was zusätzlich den Puls treibt sind zwei offensichtlich missmutige Hunde, die über eine weite Ebene angerauscht kommen und uns mit lautem Gebell sicher einen halben Kilometer hinterherrennen. Endlich lassen sie ab und wir beruhigen uns erstmal bei einem tiefen Schluck aus der Trinkflasche. Die letzten 5 km haben es in sich. Die Steigung zieht an und der Asphalt endet für die nächsten 25 km. Die Landschaft ist sehr schön und die Berge ganz wie es Kölner mögen in rot und weiß gefärbt. Endlich stehen wir oben und die Österreicher, welche uns kurz vor dem
Pass mit ihrem Wohnmobil überholt haben warten dort und gratulieren uns zu unserer Leistung. Sie sind in einer Kolonne aus drei Fahrzeugen unterwegs und als alle angekommen sind, gibt es einen Gipfel-Hugo aus der Heimat. Sehr herzlich unser Empfang, danke euch!
Dann geht es weitere 22 km über übelste meinem Waschbrettbauch nachempfundene Piste und zu allem Überfluss hat sich der Wind überlegt wieder aufzufrischen. Die Fahrt über die Piste kostet echt nerven bis wir den Abzweig in das Bartang Tal erreichen. Der Kampf gegen den Wind lässt uns den Umweg zum Karakul See aus dem Tourkalender streichen. Schade, aber die Kraft für ein paar Fotos aufzuwenden erscheint nicht sonderlich effizient. Landschaftlich wieder ein traumhafter Tag, aber die Kilometer heute haben wieder Körner gekostet.
Tag 16 Abzweig Bartang - Abzweig Koikuibel Fluss 44 Km

Der Tag beginnt mit einer Flussquerung und da das Wasser zu tief zum durchfahren ist, heißt es raus aus den Schuhen und rein ins Wasser. Nur um eine Vorstellung von der erfrischenden Wirkung zu bekommen, zu dem Zeitpunkt der Queerung hatte ich noch Eisbrocken in meiner Trinkflasche. Kaum waren wir auf der anderen Seite angelangt schloss eine Reisegruppe verteilt auf 5 Jeeps zu uns auf. Sie waren beeindruckt von unserer Leistung und plötzlich standen alle um uns herum und machten Fotos. Dieser Sternchenmoment dauerte nicht lang und wir waren wieder auf uns gestellt. Der Weg war besser als die Katastrophe, die wir erwartet haben. Einzig der wieder auffrischende und in Böen stürmische Gegenwind zerrt wieder an den Nerven. Entschädigt werden wir mit einer unfassbar schönen Landschaft. In einiger Entfernung stehen Schnee bedeckte Berge, um uns herum wieder rötlich schimmernde Hänge und in der Mitte windet sich ein kleiner Fluss durch das ihn grün rahmende Ufergewächs. Endlos oft bleiben wir stehen, um diese Szenerie auf uns wirken zu lassen. Früh beenden wir den Tag an einer Stelle direkt am Fluss und lassen ihn gemütlich in den wohltuend wärmenden Sonnenstrahlen ausklingen.
Tag 17 Abzweig Koikuibel Fluss - vor Gudara 59 Km

Weiter geht die Fahrt über das Plateau. Das Ende ist zu sehen, aber der Weg dort hin zieht sich. Dann biegt der Fluss dem wir folgen nach links und es heißt zum ersten Mal ab ins Wasser. Es folgt ein steiler Anstieg aus dem heraus sich eine unfassbare Aussicht eröffnet. Im Tal hat sich ein Fluss seinen Weg durch ein breites Band aus Sedimenten gebahnt. Die Aussicht von unserer exponierten Höhe ist überwältigend. Am Hang sieht man schon die Serpentinen, die uns auf das Niveau des Flusses bringen sollen. Erneut kommt uns eine Gruppe Touristen in Jeeps entgegen und applaudieren. Das tut zusätzlich gut. Unten angekommen folgen wir dem Fluss und es geht immer wieder kleine Anstiege hoch um dann wieder abzufallen. Das Ganze erinnert an die Fahrt mit einer Achterbahn. Beim Untergrund ist alles dabei. Mal ist es Schotter, dann wieder grobe Steine, tiefer Sand oder das eine oder andere Flussbett. 2 der zu querenden Zuläufe zum Hauptfluss sind über Knie tief und drücken kräftig gegen die Räder. Immer wieder suchen wir im unebenen Untergrund halt um den Rädern wieder einen Schubs über die nächsten Stein zu geben. Gemeinsam ist das Unterfangen zu meistern. Einem allein hatte Gut und gern das Rad weggespült werden können. Insgesamt könnte man aus der heutigen Etappe auch ein Strongman Event machen, da die Strecke ordentlich Kondition erfordert. Als Lohn gibt es einen der schönsten Flecken unseres Planeten zu sehen, den ich je besucht habe. Der Abzweig in das Bartang Valley hat sich landschaftlich auf jeden Fall schon gelohnt. Seine nicht einfach zu befahrene Wegebeschaffenheit, macht es um so exklusiver, da viele den Aufwand zur Erkundung des Tals scheuen.
Tag 18 Vor Gudara - Savnob 43 Km

Kurz nach dem Start heute erreichen wir eine Stelle auf der sich der Fluss sein Territorium zurückerobert hat und die Straße knapp Knie tief im eiskalten Wasser verschwunden ist. Das Prozedere kennen wir bereits, Schuhe aus und rein ins Wasser. Dieses Mal ist die Queerung jedoch locker 50 Meter lang. Im milchig grauen Wasser suchen wir bei jeden Schritt halt und ziehen dann das Rad nach. Die Füße brennen vor Kälte. Endlich ist das rettende Ufer erreicht und die Füße erholen sich. Es dauert ewig bis sie wieder normale Betriebstemperatur haben. Später hören wir, dass vor zwei Monaten zwei Schweizer mit ihrem Allradcamper an dieser Stelle stecken geblieben sind. Sie sind in den auch von uns angesteuerten ersten Ort im Tal gelaufen, um Hilfe zu holen. Am nächsten Tag hatte der Fluss das Gefährt mit sich gespült. Ich denke bei dem Preis, sind unsere kalten Füße ein vertretbarer Kompromiss.
Die Straße schmiegt sich mit etlichen Steigungen weiter dem Fluss an und dann ist es erreicht, das erste Dorf seit 4 Tagen. Man kann sich kaum vorstellen, wie wir uns über Tee, Marmelade und Brot freuen. Der Verzicht der letzten Tage lässt uns das Frühstück um so mehr wertschätzen.

Gut gestärkt geht es wieder auf die Räder. Die Strecke erinnert uns stark an die Bilder, die der Mars Rover vor einigen Jahren zur Erde gesendet hat. Insgesamt gibt es heute vier relativ Kräfte zehrende Anstiege, um riesige Erdrutsche zu überwinden, die offensichtlich schon eine ganze Zeit dort verweilen. Heute gibt es mal wieder ein paar mehr Orte. Überall dort wo die Mischung aus Verfügbarkeit von Frischwasser und fruchtbarer Fläche stimmt sind kleine Orte entstanden. Irgendwie erinnert mich der Anblick an die ersten Szenen des Filmes Herr der Ringe, wo alles im Auenland emsig für die Geburtstagsparty von Bilbo vorbereitet wird. Hier ist es eher dass Korn geschnitten, gebündelt und auf Eseln in das Winterquartier verfrachtet wird. Irgendwie erinnernd die Farben und die Stimmung dennoch an die Szenen. In einem der schönen Häuser mit Garten schlagen wir unser Lager für die Nacht auf. Zur Begrüßung gibt es wieder Brot, Tomaten und Aprikosen. Wie gut das tut, nach den Anstrengungen des Tages und der Abstinenz von frischem Obst und Gemüse in den letzten Tagen ist unvorstellbar. Mit dem Gedanken, dass wir für den Luxus in der Heimat etwas mehr Dankbarkeit üben sollten fallen wir in die Kissen.
Tag 19 Savnob - Arjirkh 67 Km

Nach einem guten Frühstück stehen wir mit etwas Wegzehrung, ein paar Tomaten und Aprikosen bewaffnet wieder in den Pedalen und dürfen heute mal zuerst hoch hinaus. 250 Höhenmeter zum warm werden und es gab einige steile Segmente dabei. Dann rauschen wir wieder auf das Niveau des Flusses hinunter. Das Bild hat sich verändert, das Tal ist viel enger gewordenen und oft windet sich die Fahrspur dicht am Wasser durch die enge Schlucht. Das Bild ist sehr beeindruckend , die roten Berge, oft mit riesigen Gerölllavinen davor, sehen aus als hätten sie sich in ein adrettes Abendkleid gehüllt. Dazu der blaue Himmel und die immer wieder eingefädelten grünen Oasen. Das Tal gefällt und weiterhin sehr gut und hinter jeder Kurve staunen wir erneut über die Schönheit der kargen hiesigen Landschaft.
In einem kleinen Ort, wo wir nach Wasser fragen bekommen wir gleich eine ganze Tüte Aprikosen und Nüsse dazu und freuen uns schon jetzt auf das Frühstück. Es ist unglaublich wie sehr sich die Leute hier daran gewöhnt haben sich einander zu helfen, oder einfach Touristen über alle Maßen hinaus willkommen heißen zu wollen. Unseren womöglich letzten Campingplatz dieser Tour schlagen wir neben der Straße am Fluss auf. Da uns heute 9 Autos begegnet sind, sollte das zu nicht all zu vielen nächtlichen Störungen führen.
Tag 20 Arjirkh - Rushan 74 Km

Früh brechen wir zu unserer letzten Etappe auf. Es ist wie im Theater. Zum großen Finale wird der Vorhang noch etwas weiter aufgezogen und es treten nochmal extra viele Akteure auf. Hier waren es die Berge, die weiter aufgezogen wurden und sich dadurch öfter eine breite Bühne bot. Es herrschte reger Verkehr auf der Straße. Im Vergleich zu den letzten Tagen kamen uns zahlreiche Autos entgegen, um die Gäste für zwei Vermählungsfeoerlichkeiten einzufahren. Bunte Partys mit endlos langen Tafeln und chic gekleidete Gästen. Sonst entsprach das Bühnenbild im wesentlichen dem der vergangenen Tage, satt sind wir des Anblicks dennoch nicht geworden.
Zugegebenermaßen beherrschte heute ein Gedanke die Etappe. Es ist das finale Stück dieser großartigen Tour. 14 Jahre habe ich von diesem Abenteuer geträumt und je weiter wir kommen, um so mehr erwächst stolz in uns. Viele haben uns unterwegs zu unserer Leistung beglückwünscht, viele haben uns bewundert, einige sicher auch für verrückt gehalten. 1250 km sind wir über gröbste Steine, durch Flüsse, über Sand und manchmal auch Asphalt geradelt. Zusätzlich haben wir 15500 Höhenmeter erklommen. Dabei ist uns grenzenlose Gastfreundschaft widerfahren und wir haben atemberaubende Landschaft zu sehen bekommen. Es ist immer wieder spannend, wie oft wir die Reise und das gesamte Vorhaben im Kopf durchgegangen sind. Was wird passieren? Wie kommen wir voran? Die Antworten auf unzählige Fragen haben wir nun erhalten und legen nun beim sortieren der mannigfaltigen Eindrücke die Füße noch einen Moment hoch und genießen den Erfolg. Wie so oft auf diesem wundervollen Planeten ist das Ende meist der Anfang von etwas Neuem. Lasst euch überraschen. Zusätzliche bildliche Untermalung zu den hiesigen Worten findet ihr in der Galerie, GPX Daten unserer Route stelle ich unter Länderinfos ein und die Ergebnisse unserer neuen Planungen findet ihr bei Zeiten auch wieder auf dieser Homepage.
Bitte schaut auch nochmal auf die Unterseite von Kilometers for hope, für die wir 2500 Km für einen wirklich guten Zweck gesammelt haben. Wir würden uns freuen, wenn der eine oder andere unsere Kilometer in Hoffnung für Kinder in Afrika verwandelt.
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Pierre (Mittwoch, 09 August 2023 09:52)
Sehr schöne Eindrücke�gute weiter Reise ��und bis später...
Marius (Mittwoch, 09 August 2023 22:27)
Sehr cool, weiterhin eine tolle Reise. LG vom OkiDoki
Gabi (Donnerstag, 17 August 2023 18:02)
wie schön, dass es überhall herzliche Menschen gibt, die uns begleiten
ich bin gespannt auf eure Beichte
Wolf (Freitag, 25 August 2023 12:27)
Hallo Weltreisende, toller Bericht. Insbesondere liest sich der Text aufgrund der poetischen Vergleiche besonders gut und erzeugt abgesehen von den Fotos besondere Bilder im Kopf. Das wirkt noch lange nach.
Lieben Gruß
Wolf und Christiane
Stefan (Sonntag, 19 Mai 2024)
Sehr schöne Tour mit noch schöneren Fotos